Image: By Leonardo D'Amico [CC BY-NC-ND 2.0], via flickr.com
Angesichts einer Zahl von 70 Millionen Amerikanern, von denen bekannt ist, dass sie bewusstseinsverändernde Medikamente einnehmen, und der Anzahl von Massenschießereien, die in den USA während der vergangenen Jahre stark angestiegen ist, grassiert nun schon seit längerem die Spekulation, ob bestimmte Gruppen von rezeptpflichtigen Arzneimitteln einen Einfluss auf das Tötungsverhalten ausüben könnten. Diese besorgniserregende Hypothese erhielt erst kürzlich noch mehr Aufmerksamkeit, als nachträglich festgestellt wurde, dass der Co-Pilot, der den vorsätzlichen Absturz des Germanwings-Fluges 9525 in den Alpen herbeiführte, Antidepressiva einnahm. Jetzt fand eine in der Fachzeitschrift World Psychiatry veröffentlichte Studie erstmals heraus, dass die Einnahme von Schmerz- und Beruhigungsmitteln mit einem deutlich erhöhten Tötungsrisiko einhergeht.
Im Rahmen ihrer Analyse von Daten von 959 Probanden im Alter zwischen 13 und 88, die sich im Zeitraum von 2003 bis 2011 jeweils alle eines Tötungsdeliktes schuldig gemacht hatten, nahmen Forscher aus Finnland Einblick in die Aufzeichnungen des landesweiten Arzneimittelregisters. Ebenso wurden Polizeiberichte ausgewertet, um zu ermitteln, ob die Angreifer zur Tatzeit alkoholisiert waren oder unter nennenswertem Einfluss anderer, unerlaubter Betäubungsmittel gestanden hatten. Als Kontrollgruppe verglichen die Forscher jeweils eine Person aus der Gruppe der Tötungsdelikte mit 10 Personen ohne Straftat, die aber gleichen Alters, gleichen Geschlechts und in der gleichen Stadt wohnhaft waren.
Zur Überraschung der Forscher entstammte das größte Risiko aus der Anwendung gewöhnlicher, anti-entzündlich wirkender Schmerzmittel wie etwa Paracetamol (Acetaminophen) und Ibuprofen, welche die Wahrscheinlichkeit, ein Tötungsdelikt zu begehen, um über 200% anhoben. Ähnlich hoch steigerten opiatbasierte Schmerzmittel das Risiko um 92%, Benzodiazepin-Beruhigungsmittel um 45% und der Einsatz von Antidepressiva um 31%. Bemerkenswert ist, dass – während 79% der tödlichen Vergehen im Zusammenhang mit Alkohol standen – die Verbindung zwischen dem Tötungsrisiko und den verschiedenen Arzneimittelgruppen gleichwohl statistisch signifikant war.
Diese Studie erinnert uns daran, dass so etwas wie ein „sicheres Medikament“ nicht existiert. Wenn Sie daran Zweifel hegen, berücksichtigen Sie die Tatsache, dass jüngst ein wissenschaftlicher Review die gesundheitlichen Gefahren einer langfristigen Anwendung von Paracetamol unter die Lupe nahm und die Überprüfer zu der Schlussfolgerung kamen, dass diese Risiken selbst von Ärzten unterschätzt werden. Im Gegensatz zu dem allgemeinen Eindruck, wonach Paracetamol ein zuverlässiges „Allheilmittel“ sei, – ein Zerrbild, das besonders seitens der Pharmaindustrie und von deren Interessensvertretern aufrechterhalten wird – zeigt die Studie, dass dessen dauerhafte Einnahme die Gefahr von Herzinfarkten, Schlaganfällen, Bluthochdruck, Nierenversagen, Magenbluten und vorzeitigem Tod steigert.
Vor dem Hintergrund aber, dass Schmerzmittel mit Umsätzen von beinahe 60 Milliarden Dollar pro Jahr die drittstärkste Position in der Kategorie der Verkaufserlöse einnehmen, lautet die Wirklichkeit schlussendlich, dass die Pharmaindustrie keinerlei Bedenken hinsichtlich der schädlichen Auswirkungen ihrer giftigen Produkte an den Tag legt. Angetrieben von den Profiten, die sie für sich und ihre Anteilseigner zu machen hat, stellt die Verbesserung der Gesundheit von Menschen keinesfalls das eigentliche Motiv für die Existenz dieser Branche dar. Künstlich geschaffen und mit strategischer Sorgfalt im Laufe eines gesamten Jahrhunderts von denselben Investmentgruppen aufgebaut, welche die weltweite Kontrolle über die Chemie- und Petrochemie-Industrie ausüben, basieren die Billionen Dollar schweren Jahresumsätze der Pharmaindustrie auf der Patentierbarkeit neuartiger Wirkstoffe. Es sind diese Patente, die den Arzneimittelherstellern erst erlauben, willkürliche Preise und damit die Gewinne für ihre Produkte zu bestimmen.
Doch da die globalen Massenmedien inzwischen einen erheblichen Anteil ihrer Einnahmen mithilfe von Pharma-Marketing generieren, wäre es äußerst naiv, plötzlich Schlagzeilen zu erwarten, welche die ganze unverhüllte Wahrheit über die Pharmaindustrie verlautbaren. Stattdessen ist, was den jüngst festgestellten Zusammenhang zwischen Medikamenten und Tötungsdelikten angeht, vorherzusehen, dass viele Nachrichtenkanäle diese Erkenntnis beiseite schieben werden oder, falls sie darüber berichten, ihre Darstellungen mit Vorbehalten abschwächen werden, etwa im Sinne von: „Es bedarf aber noch weiterer Erforschung“. Umso tragischer wiegt daher die Konsequenz, dass viele Menschenleben weiterhin zerstört und zahllose unschuldige Menschen zu Tode kommen werden, solange dem „Betrugsgeschäft mit der Krankheit” nicht endlich das Handwerk gelegt wird.