Eine Untersuchung fand heraus, dass mehr als 130 Beschäftigte des nationalen Gesundheitsdienstes Großbritanniens (NHS) gleichzeitig von Pharmaunternehmen bezahlt wurden – für ihre Beratertätigkeit. Die betroffenen Mitarbeiter, von denen der größte Teil vermutlich dem Führungspersonal angehört oder anderen hoch gestellten Bereichen der Verwaltung, sind mit der Bewertung betraut, welche Arzneimittel Patienten innerhalb des nationalen Gesundheitsdienstes bekommen sollten. Die Recherchen des Daily Telegraph, der Tageszeitung, die den Skandal aufgedeckt hat, legen nahe, dass die tatsächliche Zahl derjenigen, die Gelder von der Pharmaindustrie einsteckten, über die bis jetzt genannten Beschäftigten noch hinausgeht. Die Zeitung beschreibt das Problem als ein für die NHS „systematisches“.
Durch weitere Belege wird offenbar, in welchem Ausmaß das Pharmakartell Kontrolle über das britische Gesundheitssystem ausübt. Die Nachforschungen des Daily Telegraph brachten heraus, dass die NHS-Angestellten an Entscheidungen über Arzneimittel teilhatten, die just von einigen der derselben Pharmaunternehmen hergestellt werden, von denen sie die finanziellen Zuwendungen bezogen. Vielsagend ist auch die Reaktion der Behörde, als sie zum ersten Mal mit den Ergebnissen der Zeitung konfrontiert wurde: Mehrere der NHS-Abteilungen, die in den Skandal verwickelt sind, stritten zunächst jegliche beratende Tätigkeit ihrer Mitarbeiter zugunsten der Pharmaindustrie kategorisch ab. Erst später, nachdem einzelne Namen genannt wurden, gestanden sie eine Beteiligung ein.
Wie ein schockierender Bericht, der im Jahr 2005 durch einen Ausschuss des britischen Unterhauses vorgelegt wurde, bestätigt, ist der ungeheure Einfluss der Pharmaindustrie in Großbritannien seit langem ein offenes Geheimnis, nicht zuletzt in Regierungskreisen. Der Report beschreibt die Beeinflussung als „allgegenwärtig und hartnäckig“ und zeigt, dass sich diese durch Umfang, Aufwand und Intensität nicht nur auf die Medizin an Kliniken sowie auf die Forschung auswirkt, sondern sich auch auf Patienten erstreckt, auf Behörden und Beamte, auf die Medien, auf Politiker. Bezeichnenderweise geht der Bericht speziell auf die Möglichkeit ein, dass manche der vom Pharmakartell betriebenen verkaufsfördernden Aktivitäten im Verborgenen ablaufen, und benennt diese als „besonders beunruhigend“.
Wenngleich aus dem Unterhaus-Bericht keinerlei wirklich durchgreifende Maßnahmen abgeleitet wurden, um den Einfluss der Pharmaindustrie in Großbritannien einzudämmen, sondern dessen brisante Aussagen vielmehr stillschweigend dem Vergessen anheim gestellt wurden, so wäre es schon äußerst naiv anzunehmen, dass die Unterstützung der britischen Regierung für das „Geschäft mit der Krankheit“ damit zu irgendeiner Zeit aufgehört habe.
Die unbequeme Wahrheit ist, dass die pharmabezogenen Interessenskonflikte, gerade so wie die jetzt vom Daily Telegraph aufgedeckten, auch auf globaler Ebene der konventionellen Medizin mittlerweile innewohnen. In einem anderen Beispiel, über das wir nur wenige Wochen zuvor berichtet hatten, wies die Hälfte der Autoren, die eine befürwortende Studie zur „intensiven Blutdrucksenkung“ mittels Medikamenten verfasst hatten, Beziehungen zu Arzneimittelherstellern bzw. zu pharmageleiteten Forschungsinteressen auf. Von den weltweiten Massenmedien ausgeblendet bezogen die Forscher Zuwendungen in Form von Zuschüssen, Honoraren, Reisekostenerstattungen, Provisionen oder unterstützenden Gehaltzahlungen. Mehrere der Autoren saßen sogar in Lenkungsausschüssen oder Beratungsgremien von Pharmakonzernen.
Ermutigend ist indes, dass die Zahl jener Ärzte zunimmt, die anfangen, die Sackgassen der herkömmlichen Schulmedizin zu erkennen und die bemerken, dass sie selbst zu Opfern eines medizinischen Ausbildungssystems geworden sind, das ihren Beruf maßgeblich darauf reduziert, als Verkaufskraft für das Pharma-Investmentgeschäft in Erscheindung zu treten. Unzufrieden mit dem Versagen der arzneimittelbasierten Medizin, die offensichtlich außerstande ist, auf sichere und wirksame Weise Krankheiten vorzubeugen, und eingedenk der Tatsache, dass die Gesundheit der Menschen weltweit zu einer Geisel des Profits gemacht wurde, sind sie zunehmend offener für alternative Ansätze.
Die Entscheidung, vor der diese Ärzte ebenso wie ihre Patienten stehen, ist letztlich eine sehr einfache: Entweder wir lassen es zu, dass diese und alle künftigen Generationen der Menschheit vollständig in die Abhängigkeit des Pharmakartells geraten und somit von deren Profiteuren kontrolliert werden, oder wir ergreifen die Verantwortung, ein neues, auf Prävention ausgerichtetes Gesundheitswesen zu schaffen, das von den Interessen der Menschen und durch sie selbst bestimmt wird. Ob und wie erfolgreich wir in den kommenden Jahren dabei sein werden, Millionen Menschenleben zu bewahren, hängt von uns allen ab – gemeinsam die richtige Entscheidung zu treffen.