Am 20. März wurde der Tod David Rockefellers – Milliardär, Banker und Pharma-Investor im Geschäft mit der Krankheit – verlautbart. Im Alter von 101 war er der letzte noch lebende Enkel des Öl-Tycoons John D. Rockefeller, dem Begründer des Standard Oil Unternehmensmonopols im 19. Jahrhundert. Derweil sich die Mainstream-Medien – wie abzusehen war – in Lobgesängen auf David Rockefeller und das ungeheure Vermögen seiner Familie übertreffen, wird ein Aspekt seines Lebens beharrlich ignoriert. Unter all den Wortlawinen, die in sämtlichen Rockefeller-Nachrufen die Öffentlichkeit überschütten, sucht man vergebens nach Anmerkungen auf seine Schlüsselrolle als „lenkende Hand“ hinter der abgeschlossenen Bilderberg-Gruppe.
Organisiert als jährliche Konferenzen, zu denen man nur mit einer entsprechenden Einladung Zutritt hat, fungieren die Treffen der Bilderberg-Gruppe als inoffizielle Brutstätten der Kooperation zwischen politischer Elite und den führenden Vertretern der Industrie, der Finanzbranche, von akademischen Institutionen und den Medien. Diese Treffen sind gegenüber der Bevölkerung so intransparent und so wenig zur Rechenschaft verpflichtet, dass angeblich keinerlei Aufzeichnungen gemacht, keine Berichte angefertigt und keine politischen Erklärungen veröffentlicht werden. So zumindest wird es uns dargestellt. Tatsächlich jedoch haben uns in den letzten Jahren zahlreiche geleakte Dokumente gezeigt, dass diese Behauptungen unzutreffend sind.
Indessen steigt merklich der Druck von Seiten alternativer Medien, die bemüht sind, dem undurchsichtigen Gebaren intensiv auf den Zahn zu fühlen. Mittlerweile kommen sogar die etablierten Nachrichtenkanäle, die an der Verbreitung von Fake-News ansonsten munter mitmischen, nicht mehr umhin, ebenfalls über die Bilderberger zu berichten – wenngleich zumeist in höchst oberflächlicher Weise. Immerhin sah sich die Bilderberg-Gruppe im Jahr 2010 – also mit einiger Verspätung – dann doch veranlasst, eine offizielle Webseite einzurichten. Und allein die Tatsache, dass David Rockefeller bis zu seinem Ableben als einziges Mitglied der sogenannten ‚Beratungsgruppe’ aufgelistet wurde, verrät einiges.
Beispielsweise zählte Bill Clinton zu den Teilnehmern des Bilderberg-Treffens 1991 in Baden-Baden, damals noch als Gouverneur des US-Bundesstaats Arkansas, ein Jahr darauf: Präsident der Vereinigten Staaten. Mit zugegen war auch Gordon Brown, der spätere Premierminister Großbritanniens. Andere Teilnehmer dieser Jahreskonferenz umfassten auserlesene Vertreter von Regierungen, aus dem Kreis von Diplomaten, aus dem Bereich der Wirtschaft, der Justiz, den Medien und dem Militär.
Aufschlussreich sind auch die Memoiren Rockefellers. Im Jahr 2003 publiziert, war er bei der Beschreibung seiner Ziele ziemlich freimütig:
“Manche glauben, wir sind Teil einer geheimen Intrige, die gegen die besten Interessen der Vereinigten Staaten arbeite, man stellt meine Familie und mich als ‚Internationalisten’ dar und verdächtigt uns, mit anderen rund um die Welt eine stärker integrierte globale politische und wirtschaftliche Struktur zu errichten – Eine Welt, wenn Sie so wollen. Wenn das der Vorwurf sein soll, bekenne ich mich schuldig, und ich bin stolz darauf.” |
Rockefellers Bilderberg-Verschwörung sollte also, kurz gesagt, einem Ränkespiel gegen die besten Interessen der Vereinigten Staaten dienen und eine übergeordnete „Eine-Welt“-Regierung schaffen: eine globale Machtstruktur, zusammengesetzt aus willfährigen Politikern und nicht-gewählten Wirtschaftslegaten.
Heißt es über Rockefeller in den Nachrufen, er habe sich 1981 im Alter von 65 in den „Ruhestand“ zurückgezogen, so vermag dieses Wort wohl kaum, seine Aktivitäten in diesem dritten Lebensabschnitt präzise zu beschreiben. Eine Analyse, die von unserer Stiftung im Jahr 2003 veröffentlicht wurde, führt unter seinen damaligen Funktionen an: Chefberater der J.P. Morgan Chase Bank, Mehrheitseigentümer der Chase Manhattan Bank, Ehrenvorsitzender der Trilateralen Kommission und Ehrenvorsitzender des Council on Foreign Relations (dt. Rat für auswärtige Beziehungen). Diese Privilegien brachten ihm einen nahezu monopolistischen Zugang zu den Hebeln der globalen Machtausübung ein. Seine persönliche Adresskartei soll angeblich über 150 000 Namen vermerkt haben und so groß gewesen sein, dass sie einen eigenen Raum neben seinem Büro in Anspruch genommen hat.
Durch die Ausnutzung seiner direkten Kontakte zu den höchstrangigen Vertretern aus Politik und Wirtschaft war Rockefeller in einer einzigartigen Position. Dies erlaubte ihm, die Geschäftsinteressen seiner Dynastie abzusichern und zu befördern, nämlich schier unvorstellbare Gewinne zu generieren in Wirtschaftsbereichen, die offenkundig nicht davor zurückschrecken, den Profit über das Leben zu stellen, so wie etwa das Pharma-Investmentgeschäft mit der Krankheit, die petrochemische Industrie oder das Bankwesen.
Mehrere Nachrufe in den Mainstream-Medien ergingen sich in dem Fazit, die Menschheit würde womöglich nie wieder jemanden vom Format eines David Rockefellers zu sehen bekommen. Eingedenk des gigantischen Reichtums und des weltweiten Einflusses, den seine Familie aus den Machenschaften des „Räuberbarons“ John D. Rockefeller ererbt hat – einem Magnaten, der wohl zu den rücksichtslosesten und entschieden raffgierigsten Geschäftsmännern in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte gehört – werden ganz bestimmt weite Teile der Menschheit dieses Fazit mit einer allzu berechtigten Hoffnung teilen.