Rasant nimmt die ungeheure Vermögens- und Machtkonzentration zu. Dieser anhaltenden Entwicklung steht jedoch gegenüber, dass Millionen Menschen in bitterer Armut, Hungersnot, mit zerstörenden Krankheiten und ohne gänzliche Mitbestimmungsrechte leben. Faktisch sogar leben müssen. Denn das Vermögen der einen ist ohne die Schulden der anderen nicht zu denken. Aber von Demokratie und von Menschenrechten kann keine Rede sein, wenn die Interessen von 99 Prozent der Weltbevölkerung einfach ausgeklammert sind.
Immer folgenschwerer zeichnet sich die Kluft zwischen Arm und Reich ab. Im Jahr 2016 brachte es die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung laut einer Untersuchung der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam insgesamt auf ein Vermögen von $409 Milliarden. Dagegen scheffelten die 8 reichsten Männer allein (und es sind tatsächlich nur Männer) ein Vermögen von zusammen $426 Milliarden. Anders ausgedrückt: Ein Prozent der Weltbevölkerung verfügt heute über so viel Kapital, wie der Rest der Menschheit zusammen. Diese gigantische Machtanhäufung in Form der Besitzkonzentration globaler Konzerne in den Händen einer so verschwindend kleinen Schicht von Privatiers hat einen katastrophalen Einfluss auf die Geschicke der Menschheit.
In Deutschland sind diese Verhältnisse grundsätzlich nicht anders. Hier besitzen 36 Milliardäre so viel Reichtum (297 Milliarden US-Dollar), wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Anders ausgedrückt: Das reichste Prozent besitzt etwa 1/3 des gesamten Vermögens. Zwei Millionen Kinder leben unterdessen in Armut und sind auf staatliche Unterstützung angewiesen. Mehr als ein Fünftel der Kinder in Deutschland erleben Armut als Dauerzustand, teilte jüngst eine Studie der Bertelsmann Stiftung mit. Nachweislich haben sie damit schlechtere Chancen auf Bildung, auf gesellschaftliche Teilhabe und letztlich auf ein selbstbestimmtes Leben außerhalb von Armut.
Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung ist jeder Fünfte von Armut und Ausgrenzung bedroht. Gefangen in prekären Beschäftigungsverhältnissen gelingt es einem Großteil derer, selbst mit mehreren Jobs nicht, dieser Armutsfalle zu entkommen. In Deutschland soll die Erwerbsarmut sogar stärker gestiegen sein als in jedem anderen EU-Land.
Und in der EU insgesamt? Nach Angaben der EU-Statistikbehörde Eurostat lag der Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Menschen im Jahr 2015 sogar bei 23,7 Prozent der Bevölkerung. Die Zahl der Armen stieg von 115,9 Millionen Menschen im Jahr 2008 auf 118,9 Millionen in 2015. Viele leiden wegen ihrer Mittellosigkeit an Mangelernährung. Mit der Folge, dass Krankheiten weiter beträchtlich um sich greifen. In diesem System der wirtschaftlichen Verknechtung, Ausgrenzung und Unfreiheit spielt das Geschäft mit der Nahrung und der Krankheit eine maßgebende Rolle.
Hat diese Entwicklung etwa in irgendeiner Weise mit Demokratie, sozialer Chancengleichheit oder Menschenrechten zu tun? Immer neue Angriffe der großen Konzerne gibt es, mit dem Ziel, Menschenrechte und Demokratie einzuschränken oder gar auszuschalten, denn diese sind den internationalen Profitjägern im Wege.
Gehört nicht der Zugang zu Saatgut, Pflanzen, Tieren allen Menschen? Ebenso wie die Verfügbarkeit über Wasser, über lebenswichtige Naturgüter allgemein? Gibt es nicht überhaupt ein Menschenrecht auf natürliche Nahrung und Gesundheit, umfassende Bildung und ein menschenwürdiges Leben? Doch mittels Privatisierung von Saatgut, von Wasserressourcen, von riesigen Landflächen und Wäldern, von Elektrizität, Bildung oder Gesundheit wollen Konzerne immer höhere Preise diktieren, um höhere Profite generieren zu können. Über den Weg der Genmanipulation werden zunehmend Patente auf Pflanzen, Tiere, Saatgut und das Leben überhaupt erhoben. Der daran gekoppelte Einsatz von Pestiziden, Fungiziden und Herbiziden in der Landwirtschaft soll weitere Gewinne bringen.
Gefährliche Umwelt- und Gesundheitsbeeinträchtigungen spielen kaum eine Rolle. Das primäre Ziel heißt: Profit.
Umfangreiche wissenschaftliche Studien über Gesundheitsschäden werden einfach ignoriert. Viele dieser Giftstoffe sind krebserregend. Glyphosat wurde selbst von der Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation (IARC) als wahrscheinlich kanzerogen eingestuft: In Deutschland ist der Einsatz des Unkrautvernichters bis heute nicht verboten. Denken wir auch an den Autokonzern-übergreifenden Abgasskandal. Zugunsten höherer Gewinne wurden Schädigungen der Umwelt durch giftige Abgase einfach jahrelang in Kauf genommen. Durch Feinstaub soll es laut Umweltbundesamt allein in Deutschland zu jährlich rund 45.000 vorzeitigen Todesfällen kommen. Der volkswirtschaftliche Schaden wird in einem gemeinsamen Bericht mit der OECD und der WHO mit 145 Milliarden US-Dollar beziffert – allein im Jahr 2010.
Ziel dieser großen Unternehmenskonglomerate, vorrangig in den Bereichen Nahrung, Gesundheit, Chemie-, Energie- und Finanzwirtschaft, ist es letztlich, die gesamte Menschheit in ihre komplette Abhängigkeit zu bringen. Ein Beispiel dafür ist die hartnäckig betriebene Übernahme des US-Agrarkonzerns Monsanto durch die deutsche Bayer AG. Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern beherrscht dann 25% des Weltmarkts für Pestizide, 30% des Weltmarkts für Agrarfrüchte und unglaubliche 90% des Weltmarkts für genmanipulierte Pflanzen. Der IG Farben Mitbegründer aus Leverkusen avanciert dann zum umsatzstärksten Agrarkonzern. Fast die ganze Welt ist dann abhängig von dieser Marktmacht in Bezug auf „Gesundheit“ und Nahrung.
Können wir Demokratie und Menschenrechte verteidigen bzw. zurückholen? Ja, wir können. Und wir müssen es, um nicht gänzlich der Diktatur dieser Machtzentren zu unterliegen und in eine Art neue Leibeigenschaft zu geraten. Von ausschlaggebender Bedeutung ist vor allem, das globale Betrugsgeschäft der Pharmakonzerne mit der Krankheit umfassend zu entlarven sowie die Spekulationen auf Grundnahrungsmittel und die brutale Ausbeutung der Entwicklungsländer zu beenden.