Wie Polyphenole gegen Krebs wirken: Teil 1
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Erfolgreiche Kontrolle von Multipler Sklerose durch Anwendung von Zellular Medizin: Ein Fallbericht
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Wie Polyphenole gegen Krebs wirken: Teil 2

Dieser Doppel-Newsletter widmet sich den gesundheitsfördernden Eigenschaften sekundärer Pflanzenstoffe. Das sind natürliche Verbindungen, die den Pflanzen etwa zum Schutz vor Insekten, Krankheiten, Verunreinigungen und UV-Schäden dienen. Im ersten Teil diskutierten wir einige der herausragenden und meist untersuchten Polyphenole, namentlich Quercetin, Kurkumin, Grüntee-Extrakt und Resveratrol, und wir betrachteten ihre Wirkungen und Funktionen im menschlichen Organismus.

Polyphenole unterstützen unser Immunsystem. Sie besitzen antioxidative und krebshemmende Eigenschaften. Gerade letztere machen den bis heute größten Teil der wissenschaftlichen Veröffentlichungen im Bereich der Polyphenole aus. Leider wird fast immer das Wirken von einzelnen Phytonährstoffen erforscht und ihre schwache Bioverfügbarkeit, also die mangelnde Aufnahmefähigkeit durch den Körper, gewissermaßen als ein Hindernis festgestellt. Dabei sind Polyphenole weit effektiver, sobald sie in einer synergistischen Kombination zur Verfügung gestellt werden, anstatt in hohen Einzeldosierungen. Unsere Untersuchungen am Dr. Rath Forschungsinstitut konzentrieren sich auf genau dieses gemeinsame Interagieren von Mikronährstoffen und berücksichtigen die Tatsache, dass Synergie erheblich wirksamer ist. Und zwar nicht nur wirksamer als jede Substanz für sich genommen, sondern auch als die Summe aller Einzelwirkungen. So haben wir gezeigt, dass sorgfältig aufeinander abgestimmte Kombinationen von Polyphenolen und anderen Mikronährstoffen die Gesamtwirkung steigern, selbst wenn sie in kleineren Mengen verabreicht werden.

Unlängst publizierten unsere Wissenschaftler im Sammelband Nutrients ein umfassendes Kapitel, das Überblick über den Erkenntnisstand gibt. Darin enthalten sind auch die Ergebnisse unserer in-vivo- und in-vitro-Studien zu den krebshemmenden Eigenschaften bestimmter Kombinationen von Polyphenolen.* Jene unserer Studie zugrundeliegende Kombination umfasste Quercetin, Grüntee-Extrakt, Kurkuma-Extrakt (Kurkumin), Extrakte der Karotte sowie verschiedener Kreuzblütler, wie Brokkoli, Blumenkohl und Kohl. Die Studienresultate belegen, dass eine Kombination von Polyphenolen wirksameren Einfluss auf die vielgestaltigen Stoffwechselwege der Krebsentwicklung ausübte als jede der Verbindungen allein, sodass das Krebswachstum zum Erliegen gebracht wurde.

Die Wirksamkeit dieser Kombination untersuchten wir, sowohl in vitro als auch in vivo, im Hinblick auf eine spezielle Form des Hautkrebses, welcher meist im Kopf- und Nackenbereich auftritt: das Plattenepithelzell-Karzinom. Die Ergebnisse zeigen eine Hemmung im Wachstum der Krebszellen und sogar einen Stopp der Krebszellwanderung sowie die Eindämmung von bindegewebszerstörenden Matrix-Metallo-Proteinase-Enzymen (MMPs). Aus den in-vivo-Studien geht hervor, dass die Polyphenol-Kombination das Tumorwachstum um 68% reduzieren kann (bezogen auf die Masse um 63%). Ähnliche Effekte wurden bei Fibrosarkom- und Melanom-Zellen beobachtet; beides sehr aggressive Krebsarten. Ein Fibrosarkom betrifft die faserigen Anteile des Bindegewebes und entwickelt sich hauptsächlich in den Knochen und dem umgebenden Muskelgewebe. Die synergistische Kombination von Polyphenolen drängte das Wachstum von Fibrosarkom- und Melanom-Zellen um bis zu 60-80% zurück. Beim Melanom wurden die MMP-Enzyme zu 100% geblockt und mithin dessen Fähigkeit, sich auszubreiten, signifikant reduziert.

Eine Kombination von Polyphenolen des Grünen Tees haben wir in Verbindung mit einer Zusammenstellung aus Vitaminen, Aminosäuren und weiteren Mikronährstoffen bei mehr als 50 unterschiedlichen Krebsarten untersucht. So ein multizentrierter Ansatz kommt in der Krebsforschung äußerst selten vor. Unsere Studien haben bewiesen, dass diese Kombination aus vielen Nährstoffen das Tumorwachstum wirksam verlangsamen kann, ohne gesunde Zellen zu schädigen. Zudem kann die Ausbreitung von Krebs durch die Blockade von MMP-Enzymen gestoppt werden. Die Zerstörung von Bindegewebe kann aufgehalten werden, während zugleich dessen Aufbau gestärkt wird, und die Anbindung des Tumors an Blutgefäße (Angiogenese) kann vermindert werden. Unsere synergistische Kombination von Mikronährstoffen und Polyphenolen ist nachweislich in allen Schritten der Krebsentwicklung effektiv. Dass Polyphenole als Antioxidantien großen Nutzen bringen können, steht außer Frage. Als problematisch wird indes ihre Bioverfügbarkeit angesehen. Einige unserer Studien zeigen jedoch, dass die Kombination von Grüntee-Extrakt mit Quercetin die Wirksamkeit der Polyphenole wesentlich steigert.

Bestehende Krebstherapien haben sich keineswegs als zufriedenstellend erwiesen. Sie gehen mit gefährlichen Nebenwirkungen einher. Unsere Forschungsergebnisse dagegen zeigen, dass eine Anwendung von Polyphenolen in Kombination mit weiteren natürlichen Mikronährstoffen nicht nur das Wachstum und die Ausbreitung von Krebs stoppen kann, sondern überdies das Bindegewebe stärkt und somit auf mehrfache Weise wirksam ist.

A Niedzwiecki et al., Nutrients, 2016, 8, 552; DOI: 10.3390/nu8090552