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Lehren aus der tödlichen Viagra-Studie an Schwangeren: Sichere, natürliche Alternativen sollten bei klinischen Versuchen Vorrang haben

Verständlicherweise waren viele Menschen geschockt von den jüngsten Nachrichten über 11 verstorbene Babys, deren Mütter an einem klinischen Versuch in den Niederlanden teilgenommen hatten, bei dem ihnen während der Schwangerschaft Viagra verabreicht wurde. Angesichts eines solch bedrückenden Studienausgangs überrascht es nicht, dass massiv Fragen laut wurden zur Rücksichtslosigkeit im Umgang mit diesen Frauen, welche den Gefahren von Medikamenten ausgesetzt wurden, obwohl bekannt war, dass diese Schwangeren ein hohes Risiko für eine Frühgeburt hatten. Da eine Schwangerschaft selbst mit einer Reihe gesundheitlicher Herausforderungen einhergeht, ist bereits sehr in Frage zu stellen, ob es tatsächlich genügt, als Ausgangspunkt für groß angelegte klinische Studien mit Medikamenten lediglich Einzelberichte heranzuziehen, in denen Viagra in Verbindung gebracht wurde mit minimalen Verbesserungen beim Geburtsgewicht und einer frühzeitigen Geburt. Diese Frage ist hier umso angebrachter, weil schon in einer vorangegangenen klinischen Studie dieser Art keinerlei Vorteile dokumentiert wurden. Genauso bedeutsam ist: Wurden mit den Studienteilnehmerinnen jemals sichere, natürliche Alternativen zu Viagra in Betracht gezogen und diskutiert?

Jener klinische Test in den Niederlanden war einer von verschiedentlich koordinierten, nationalen und internationalen Versuchen, in denen die Wirkungen von Viagra bei Frauen erprobt wurden, deren Schwangerschaften unter dem Risiko standen, dass der Fötus nur langsam wachse und eine vorzeitige Geburt stattfinde. Doch wäre die Empfehlung einer vorangegangenen Studie aus Großbritannien beachtet worden, welcher zufolge Viagra nämlich gerade nicht bei solchen Risikoschwangerschaften eingesetzt werden sollte, hätte der tragische Tod der 11 Babys auf einfache Weise vermieden werden können.

Die niederländische Studie ist Teil einer allgemeinen Entwicklung, bei der für vorhandene Medikamente nach neuen Anwendungsbereichen „geforscht“ wird, um die demnächst auslaufenden Patente weiterführen zu können. Die Absicht von Studien wie dieser besteht letztlich darin, Wege zu finden, die Profite der Pharmahersteller in die Höhe zu treiben, indem neue Bevölkerungsgruppen als Märkte erschlossen werden. Denn für Pharmaunternehmen ist der Schutz der Gesundheit und des Lebens von Menschen völlig nachrangig gegenüber dem Interesse nach Ausweitung der Märkte und der Steigerung der Gewinne.

Was war der Grund für die Verwendung von Viagra in dieser Studie?

Der Beweggrund für die Erprobung von Viagra an Schwangeren lag in der Verbesserung der Durchblutung der Plazenta durch die Erweiterung der Blutgefäße. Die Forscher erwarteten, dass dies die Versorgung des Babys mit Sauerstoff und Nährstoffen fördern und somit dessen Wachstum unterstützen würde. Gegenwärtiges Anwendungsgebiet von Viagra ist die erektile Dysfunktion. Denn indem der Wirkstoff die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) in den Zellen anhebt, welche die Blutgefäße auskleiden, weiten sich die Arterien und die Blutzufuhr wird gesteigert. Das Gas NO wird daher vielfach auch als „Relaxing-Faktor“ bezeichnet. Obwohl Viagra zur Anwendung während der Schwangerschaft nicht zugelassen ist, haben manche Ärzte es bereits offenbar Frauen verschrieben mit einem Risiko für Wachstumsschwierigkeiten des Fötus oder solchem einer vorzeitigen Geburt. So wurde in Einzelfällen über eine Verbesserung berichtet und es kam in einigen Ländern zur Aufbringung von Geldmitteln, um mithilfe klinischer Tests die Vermarktung von Viagra bei Schwangeren rechtfertigen zu können.

Aufgrund des offensichtlichen Risikos von Nebenwirkungen und der möglichen Gefährdung des Babys werden experimentelle Untersuchungsreihen an bzw. Behandlungen von Schwangeren üblicherweise im Vorfeld sorgfältig evaluiert. Doch es scheint, als wenn solche Risiken bei dieser Studie nicht ernst genommen wurden. Dabei sollte die Erprobung von Arzneimitteln während der Schwangerschaft besonderen Einschränkungen unterliegen, wegen der einhergehenden Risiken für die Mutter und ihr ungeborenes Kind. Etwaige gesundheitliche Beeinträchtigungen müssen sich überdies nicht unmittelbar einstellen, sondern können als Spätfolgen noch lange nach der Geburt des Kindes, ja sogar noch in dessen Erwachsenenalter auftreten.

Solange die Beobachtung der überlebenden Kinder jener Mütter, die an der niederländischen Studie teilnahmen, nicht abgeschlossen ist, kann niemand sagen, ob Viagra nicht noch irgendwelche Langzeitfolgen hinterlässt. Wie jedes andere Medikament, so sind auch von Viagra Nebenwirkungen bekannt. Sie lassen sich alle online nachlesen. Jeder, der überlegt, ob er zu diesem Mitteln greift, sollte sich damit sehr genau auseinandersetzen.

Für Sildenafil (Viagra) – jenen Arzneistoff, der bei der Schwangeren-Studie verabreicht wurde – ist die Liste bekannter Nebenwirkungen sehr umfangreich. Zu den am häufigsten auftretenden Gesundheitsproblemen, über die mehr als 10% Patienten berichten, zählen: Kopfschmerzen (bis zu 28% der Patienten), Verdauungsstörungen (bis zu 17%), Durchfälle, Halsschmerzen (18%), Erröten (10%), Schmerzen in den Extremitäten, Sehstörungen (11%), verstopfte Nase infolge von Entzündungen und Irritation der Schleimhaut, Ausschlag, Haarausfall, Nachtschweiß, Blutarmut, Wasseransammlungen, Cellulitis, Influenza, Bronchitis, Schwindel, Schlaflosigkeit und Angstgefühle.

Eine Übersicht mit den hier aufgeführten Nebenwirkungen und durchaus noch mehr, weniger häufig auftretenden dazu sollte den Frauen, die beabsichtigten an der niederländischen Studien teilzunehmen, vor Beginn ausgehändigt worden sein. Daraufhin müssten die Frauen ihre Zustimmung zur Teilnahme an dem Versuch schriftlich erklärt haben. Vorausgesetzt sie sahen die ganze Liste von Nebenwirkungen, kann man sich nur wundern, wie sie in ein derartiges Risiko einwilligen konnten.

Werden Risiko-Nutzen-Verhältnisse immer richtig vermittelt?

Jede werdende Mutter möchte ein gesundes Kind zur Welt bringen. Deshalb erhalten Schwangere regelmäßige Check-ups, achten auf ihre Ernährung, machen Schwangerschaftsübungen und versuchen einen gesunden Lebensstil umzusetzen. Doch selbst dann sind Komplikationen, wie Beeinträchtigungen im Wachstum des Fötus oder eine Frühgeburt, nicht ausgeschlossen. Während die medizinische Fachliteratur angibt, es gäbe keine wirksame Behandlung gegen fötale Wachstumsstörungen, bedeutet dies einfach nur, dass es keine patentierten Medikamente gibt, die hierfür zugelassen wären. Aber warum bleiben sichere, nicht-patentierbare natürliche Alternativen, die ähnliche klinische Effekte wie Viagra aufweisen, so gänzlich unberücksichtigt?

Eine gesunde Schwangerschaft auf natürliche Weise gewährleisten

Niemand bestreitet, dass eine gute Ernährung, die ein volles Spektrum lebenswichtiger Mikronährstoffe bereitstellt, die Grundlage für eine gesunde Schwangerschaft ist. Besonders entscheidend ist dies im ersten Monat, wenn sich die Plazenta ausbildet. Eine gesunde Plazenta wird benötigt, um den wachsenden Fötus zu versorgen, um Abfallprodukte zu beseitigen und um Nährstoffe, Hormone, Antikörper und viele andere wichtige Faktoren zu liefern, die für das Wachstum des Kindes notwendig sind. Ist die Ernährung einer Frau während der Zeit, da sich die Plazenta entwickelt, unzureichend – was leicht passieren kann, wenn sie nichts von ihrer Schwangerschaft weiß –, kann dies nachteilige Konsequenzen für die weitere Schwangerschaft haben oder sogar noch für das bereits geborene Kind.

Bemerkenswert ist, dass eine zuvor im Vereinigten Königreich durchgeführte klinische Studie zu Viagra keine Aussage über den Nährstoffstatus der Probandinnen machte. So fehlen beispielsweise jegliche Informationen hinsichtlich der Ernährung der Frauen, noch erfahren wir etwas darüber, ob sie – abgesehen von der Viagra- bzw. der Placebo-Pille im Rahmen der Studie – bestimmte Nahrungsergänzungsmittel zur Begleitung der Schwangerschaft einnahmen oder irgendwelche Medikamente.

Wussten die Teilnehmerinnen der niederländischen Studie, dass es natürliche Alternativen gibt, die nachweislich die Stickstoffmonoxid-Produktion steigern und die Blutgefäße erweitern? Bekannt ist beispielsweise, dass Arginin (eine semi-essentielle Aminosäure) die Ausgangssubstanz für die NO-Synthese darstellt und somit zur Entspannung der Blutgefäße führt. Die Wirkungen von Arginin wurden in vielen klinischen Versuchen erprobt und im Hinblick auf verschiedene gesundheitliche Fragestellungen bestätigt. Metaanalysen dokumentieren, neben vielerlei Nutzen, die Eignung Arginins zur Senkung des Blutdrucks und zur Verbesserung der Durchblutung in den Arterien.

Die gezielte Ergänzung von Arginin ist nicht nur gesundheitlich sicher, sie bietet auch im Verlauf der Schwangerschaft weitere Vorteile. Die Aminosäure stimuliert unter anderem die Freisetzung des Wachstumshormons, indem dessen natürlicher Gegenspieler, Somatostatin, gehemmt wird. Interessanterweise zeigte eine Studie mit Schwangeren, welche Somatostatin einnahmen, dass dies zu einer Wachstumsminderung des Fötus führt, eben weil das Wachstumshormon unterdrückt wird. Die Forschung zeigt außerdem, dass das Wachstum eines Babys in Fällen einer gestressten Ernährungssituation gestört werden kann, etwa bei intrauteriner Mangelversorgung, von der man weiß, dass sie von höheren Somatostatin-Spiegeln begleitet wird. Dass Arginin diesen Effekt lindern kann, braucht kaum noch erwähnt zu werden.

Arginin wurde von Schwangeren angewendet ohne Nebenwirkungen. Aufgrund seiner Fähigkeit, Blutgefäße zu entspannen, konnte belegt werden, dass Arginin bei Frauen, die während der Schwangerschaft massive Verkrampfungszustände, sogenannte Präeklampsien, entwickeln, den erhöhten Blutdruck senken und das Wachstum des Fötus begünstigen kann. Eine im British Medical Journal erschienene Studie von 2011 fand heraus, dass eine medizinische Ernährung, die Arginin und antioxidative Vitamine enthält, das Auftreten von Präeklampsie bei Frauen mit ausgeprägtem Risiko für solche Verkrampfungen reduzierte. Präeklampsie ist eine der häufigsten Ursachen von Mütter- und Säuglingssterblichkeit.

Zuallererst: Du sollst nicht schädigen

Wie dieser Artikel demonstriert, existieren natürliche Alternativen, die die Produktion von Entspannungsfaktoren unterstützen können. Der ‚Relaxing-Effekt’ Arginins auf die Blutgefäße kann noch mehr gefördert werden durch die Bereitstellung weiterer Vitamine und anderer Mikronährstoffe. Dadurch erweitert sich auch die gesundheitliche Wirkungsbreite. Eine der Lehren aus der disaströsen niederländischen Viagra-Studie ist folglich, dass sich die im Zuge einer Schwangerschaft getroffenen Vorsorgemaßnahmen deutlich über die medizinischen Standardtests hinaus entwickeln müssen und mehr beinhalten sollten als den ärztlichen Hinweis: „Essen Sie gesund“. Zu einer optimalen medizinischen Schwangeren-Betreuung gehört vielmehr die regelmäßige, sorgfältige Evaluation des Ernährungsverhaltens der werdenden Mutter, ihr Lebensstil (Rauchen und Alkohol verursachen Nährstoffverluste), die Belastung mit Stress und nicht zuletzt das Überdenken, jeglicher Einnahme von Medikamenten.

Allen Frauen sollte während und nach der Schwangerschaft ein sorgfältig abgestimmtes Mikronährstoffprogramm zukommen. Kenntnisse über die Nährstoffbedarfe des Körpers, über die Aufnahme von Mikronährstoffen und über wissenschaftlich begründete Gesundheitsverfahren sollten Teil der Standardausbildung aller angehenden Mediziner/innen und Gesundheitsberufler/innen werden. Es ist an der Zeit, die seitens der Pharmaindustrie ausgeübte Zensur von Naturheilverfahren zu beenden und die Medizin für wissenschaftlich basierte, nicht-medikamentös orientierte Alternativen zu öffnen. Hierzu gehört auch die Etablierung eines verlässlichen Finanzierungssystems zur Durchführung korrekt angelegter klinischer Studien unter Verwendung natürlicher Gesundheitsansätze.

Der Tod von 11 Neugeborenen im Rahmen des klinischen Versuchs in den Niederlanden sollte als Mahnung begriffen werden und daran erinnern, dass verschreibungspflichtige Medikamente die dritthäufigste Todesursache ausmachen, sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa. Solange diese notwendige Veränderung nicht umgesetzt ist, stellt die jetzige Praxis einen klaren Verstoß gegen den obersten medizinischen Grundsatz dar, der dem Hippokratischen Eid zugerechnet wird: „Du sollst nicht schädigen!“

Dr. Aleksandra Niedzwiecki

Dr. Aleksandra Niedzwiecki

Dr. Aleksandra Niedzwiecki received her Ph.D. in biochemistry from the University of Warsaw in Poland. During her scientific career she has worked directly with two Nobel Laureates, G. Edelman and Linus Pauling. Dr. Rath’s scientific ideas were instrumental in shifting her research focus to the field of nutrients and cardiovascular disease.

Dr. Niedzwiecki has worked with Dr. Rath for over twenty years in the area of research and development and has over 60 original research contributions published in prestigious professional journals.

She is a Fellow of the American College of Nutrition and a member of the American Heart Association, the American Medical Women’s Association, the Council on Arteriosclerosis and the American Academy for the Advancement of Science.
Dr. Aleksandra Niedzwiecki
Dr. Aleksandra Niedzwiecki
Dr. Aleksandra Niedzwiecki received her Ph.D. in biochemistry from the University of Warsaw in Poland. During her scientific career she has worked directly with two Nobel Laureates, G. Edelman and Linus Pauling. Dr. Rath’s scientific ideas were instrumental in shifting her research focus to the field of nutrients and cardiovascular disease.

Dr. Niedzwiecki has worked with Dr. Rath for over twenty years in the area of research and development and has over 60 original research contributions published in prestigious professional journals.

She is a Fellow of the American College of Nutrition and a member of the American Heart Association, the American Medical Women’s Association, the Council on Arteriosclerosis and the American Academy for the Advancement of Science.