Neue Studie bezieht potentiell tödliche Muskelerkrankung auf cholesterinsenkende Medikamente
September 11, 2018
Anfang vom Ende des Pharma-Kartells: Eine Industrie am Rande des völligen Niedergangs
September 18, 2018

Sekundäre Pflanzenstoffe – unschätzbar wertvoll für die Gesundheit

Die Zahl der sekundären Pflanzenstoffe ist kaum überschaubar. Schätzungen zufolge liegt sie bei 60.000–100.000 unterschiedlichen Stoffen, die uns durch die vielfältige Pflanzenwelt zur Verfügung stehen. Vergleichsweise wenige dieser Stoffe sind bislang eindeutig identifiziert und deren gesundbringende Wirkung für den Menschen erforscht. Und dennoch: viele der sekundären Pflanzenstoffe, die Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen waren und sind, zeigen sehr hohe schützende und regulierende Wirkungen beim Menschen. Immer wieder ist von Forschungsarbeiten zu lesen, die über weitere Potentiale bereits bekannter Stoffe berichten oder über Pflanzenstoffe, die erst seit kurzem Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen sind.

Sekundäre Pflanzenstoffe sind Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung mit Pflanzen und deren Früchten und Samen. Die Bezeichnung „sekundär“ leitet sich aus deren Funktion in der Pflanzenwelt ab. Im Gegensatz zu den primären Pflanzenstoffen (Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette) kommen sie nur in sehr geringen Mengen in einer Pflanze oder deren Früchte und Samen vor. Für den Energiestoffwechsel der Pflanze oder den Zellaufbau sind sie von untergeordneter Bedeutung. Vielmehr dienen sekundäre Pflanzenstoffe dem Schutz und der Erhaltung einer Pflanze: Als Abwehrstoffe schützen sie vor Bakterien und Pilzen; als Duft- oder Lockstoffe dienen sie der Erhaltung und Verbreitung; als Fraßgifte wehren sie Fressfeinde ab; als Schutzstoffe wirken sie gegen UV-Strahlung.

Sich von der Definition dieser Stoffgruppe irreleiten zu lassen (sekundär – zweitrangig), wäre falsch. Es ist vielfach belegt, dass sekundäre Pflanzenstoffe wichtige Schutzfunktionen auch beim Menschen erfüllen. Somit wird den sekundären Pflanzenstoffen neben Vitaminen und Mineralien ein hohes Maß gesundheitsfördernder Eigenschaften zugesprochen, die sich in ihrer Wirkung ergänzen und naturgegebene Synergien schaffen.

Abhängig von ihrem Aufbau und ihrer Struktur umfassen sekundäre Pflanzenstoffe eine Vielzahl unterschiedlicher Stoffgruppen, aus denen sich wiederum zahlreiche unterschiedliche Funktionen im Stoffwechsel ableiten. So stellen beispielsweise die Carotinoide mit ihren bekannten Vertretern alpha-Carotin oder Lycopin eine Gruppe dar; die Phytosterine mit beta-Sitosterin als Vertreter; die Phytoöstrogene mit Daidzein und Genistein oder die Polyphenole mit ihren zahlreichen Untergruppen und den gut erforschten Vertretern Epigallocatechin oder Quercetin.

Wenngleich die Erkenntnisse um die biologische Aktivität der sekundären Pflanzenstoffe sprichwörtlich noch in den Kinderschuhen steckt – erst wenige der 60.000 bis 100.000 Stoffe sind erforscht –, lassen sich die bisherigen Erkenntnisse sehr zum Wohle unserer Gesundheit einsetzen. Die Zellular Medizin berücksichtigt bereits zahlreiche biologisch aktive Pflanzenstoffe und lässt sie unter dem Begriff „Phytobiologika“ in die Forschung und Entwicklung einfließen.

In diesem Bericht möchten wir eine Quelle für biologisch aktive Pflanzenstoffe betrachten, die – auf Wunsch vieler Verbraucher – gerne auch weggezüchtet wird: der Kern der Weintraube.

Traubenkerne gelten als hervorragende Quelle für sekundäre Pflanzenstoffe. Insbesondere die sogenannten Flavonoide, eine Untergruppe der sekundären Pflanzenstoffe, verdienen aufgrund ihrer Bedeutung für die Gesundheit große Aufmerksamkeit. Ein bekannter Flavonoid-Vertreter, der vor allem in der Haut der Traube, aber auch in den Kernen zu finden ist, ist Resveratrol. Er ist bekannt für eine Vielzahl positiver Wirkungen und ist mit verantwortlich dafür, dass Rotwein einen guten Ruf für das Herz-Kreislauf-System genießt.

Weintraben oder deren Kerne sind jedoch nicht auf einen einzelnen Stoff zu beschränken. Sie enthalten zahlreiche Flavonoide, die in ihrer Gesamtheit unserer Gesundheit dienlich sein können. Dennoch stechen bestimmte Inhaltsstoffe immer wieder hervor. Im Zusammenhang mit Traubenkernen oder besser Auszügen aus Traubenkernen ist es OPC. Es beschreibt die oligomeren Proanthocyanidine. Auch sie gehören der Gruppe der Flavonoide an und bestimmen entscheidend mit über die Wirksamkeit von Traubenkernen. OPC gilt als sehr gut bioverfügbar. Es kann rasch aufgenommen werden und bereits nach weniger als einer Stunde sind höchste Konzentrationen im Blut messbar.

Das Potential von OPC wird als sehr hoch eingeschätzt und sie gelten als extrem wirksame sekundäre Pflanzenstoffe. Besondere Betonung findet die antioxidative Kapazität von OPC. Bis zu 20-mal höher als Vitamin C und bis zu 50-mal höher als Vitamin E soll sie sein. Als starkes Antioxidans kann es so dazu beitragen, die sogenannten „freien Radikale“ unschädlich zu machen und Zellschädigungen zu verhindern, die durch freie Radikale ausgelöst werden. Gesundheitliche Probleme, denen Zellschädigungen zugrunde liegen oder die durch Zellschädigungen begünstigt werden, können mit OPC vorgebeugt werden.

Neben der antioxidativen Kapazität gilt OPC als wichtiger Naturstoff für den Schutz von Körpergewebe und Gefäßen. Flavonoide – darunter OPC – werden gelegentlich auch als Vitamin P bezeichnet. Ausschlaggebend für diese Bezeichnung waren Arbeiten des Nobelpreisträgers Albert Szent-Györgyi, der einen Zusammenhang zwischen der Permeabilität (Durchlässigkeit) von Blutgefäßen und bestimmten Flavonoiden feststellte. Flavonoide stehen in enger synergistischer Beziehung zu Vitamin C und fördern so den Aufbau von Kollagen. Als Lieferant für OPC und weitere Flavonoide sind Traubenkerne somit eine interessante Quelle zur Stärkung des Kollagens, z. B. für Blutgefäße, Haut und Bindegewebe.

Eine interessante Quelle für OPC und weitere Inhaltsstoffe von Weintraubenkernen sind Nahrungsergänzungsmittel. Je nach Extraktionsverfahren kann der OPC-Gehalt unterschiedlich hoch sein und eine geeignete Quelle für diese speziellen Flavonoide sein. Doch auch hier sollte möglichst der Aspekt der „Gesamtheit“ betrachtet werden, sodass OPC nicht als Einzelstoff, sondern in seinem natürlichen Verbund mit anderen sekundären Pflanzenstoffen vorliegt.