Eine im Fachjournal JAMA Internal Medicine veröffentlichte Studie liefert weitere Beweise für die Gefahren, die von ‚ultra-verarbeiteten‘ Nahrungsmitteln ausgehen, etwa ein erhöhtes Sterberisiko. Bereits bekannt ist der Zusammenhang zur Entwicklung von chronischen Krankheiten. Mit jeder 10-prozentigen Steigerung des Konsums von Produkten wie Weißbrot, abgepackten Snacks, Fertiggerichten, zuckergesüßten Cerealien, Süßwaren, Limonaden oder Kartoffelchips, so fanden die Forscher heraus, nimmt das Risiko, im Laufe der kommenden 7 Jahren zu versterben, um 14 Prozent zu.
Die Studie untersuchte die Ernährung von 44551 Franzosen im Alter von 45 und älter. Dabei erfassten die Forscher deren Essverhalten über 24 Stunden hinweg mehrfach, nämlich alle 6 Monate innerhalb von insgesamt 2 Jahren. Die Probanden machten zudem über einen Fragebogen Angaben über ihren Gesundheitszustand und ihre körperliche Aktivität. Während der 7 Jahre andauerden Beobachtungszeit verstarben insgesamt 602 Teilnehmer. Unter Berücksichtigung anderer Einflussfaktoren, wie etwa das Rauchen, kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass ein höherer Verzehr stark verarbeiteter Nahrungsmittel mit einem signifikant erhöhten Todesrisiko einhergeht.
Der Konsum von hochverarbeiteten Nahrungsmitteln hat während der letzten Jahrzehnte erheblich zugenommen. In Ländern wie den USA, Kanada und Großbritannien haben solche Produkte einen Anteil von 60 Prozent an der durchschnittlichen Ernährung von Erwachsenen. Bemerkenswerterweise sind sie vornehmlich mit einem jüngeren Lebensalter verknüpft sowie mit niedrigerem Einkommen und geringerem Bildungsgrad. Zusammenhänge bestehen außerdem dazu, ob die Person allein lebt, welchen Body-Mass-Index (BMI) sie aufweist und wie sehr sie sich körperlich betätigt.
Das Problem ist durchaus nicht auf die westliche Welt beschränkt. Im Laufe der vergangenen zwei Jahrzehnte haben in China sowohl die Fastfood-Industrie als auch das Phänomen der Fettleibigkeit rasant zugenommen. Wie die Forschung zeigt, sind inzwischen mehr als ein Drittel der erwachsenen Chinesen übergewichtig. In großen Städten Chinas, wie Peking oder Shanghai, ist das Problem sogar noch heftiger. In solchen Regionen ist mehr als die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig.
Fettleibigkeit und Übergewicht sind auch auf dem afrikanischen Kontinent ein wachsende Probleme. In Südafrika deutet die Forschung darauf hin, dass über 29 Prozent der Männer und mehr als 56 Prozent der Frauen an Übergewicht oder Fettleibigkeit leiden. Auch in Nigeria sind Übergewicht und Adipositas in ähnlichen epidemischen Ausmaßen vertreten. Der Forschung zufolge sind bis zu 35 Prozent der Nigerianer übergewichtig und bis zu 22 Prozent fettleibig.
Wie Untersuchungen zeigen, werden hochverarbeitete Produkte im globalen Nahrungsmittelsystem immer dominanter. In Ländern mit hohem Einkommen ohnehin schon mit einer beherrschenden Stellung versehen, überschwemmen sie rasch die Märkte der Länder mit mittlerem Einkommen. Damit wird das Machtausmaß dieser Konzerne immer gewaltiger. Weltweit wurde der Getränke- und Nahrungsmittelmarkt im Jahr 2017 auf 5,6 Billionen US-Dollar angegeben.
Selbst für Menschen, die auf hochverarbeitete Nahrungsmittel lieber verzichten, ist es kaum länger möglich, all die benötigten Mikronährstoffe allein aus der Ernährung zu beziehen. Unabhängige Studien aus den Vereinigten Staaten, Kanada, Großbritannien und vielen anderen Ländern zeigen, dass der Nährstoffgehalt unserer Lebensmittel über die letzten paar Jahrzehnte hinweg substantiell abgenommen hat. Moderne Anbauverfahren der intensiven Landwirtschaft entziehen dem Boden immer stärker die Nährstoffe. Mangelt es dem Substrat aber an diesen Stoffen, kann auch die darauf wachsende Pflanze, von der wir uns ernähren, nichts davon beinhalten.
Die unausweichliche Schlußfolgerung daraus ist, dass die multinationale Nahrungsmittelindustrie heutiger Prägung praktisch Teil des ›Geschäfts mit der Krankheit‹ geworden ist. Durch deren Massenproduktion und globale Vermarktung hochkalorischer, im Grunde aber nährstoffarmer Erzeugnisse trägt die multinationale Nahrungsmittelindustrie direkt zur Zunahme chronischer Krankheiten bei und somit zur Profitsteigerung der Pharmaindustrie. Der Aufbau eines neues Gesundheitswesens, das auf präventiven, natürlichen Ansätzen basiert, erfordert folglich auch, dass wir uns nicht bloß aus dem Klammergriff der Pharmaindustrie lösen, sondern uns ebenso von der multinationalen Nahrungsmittelindustrie freimachen.
Wie Dr. Rath in der Barletta-Erklärung beschreibt, wird in der Gesundheitsversorgung der Zukunft die wirksamste Medizin in unseren Gärten wachsen, auf dem kultiviertem Land unserer Gemeinden, den Äckern unserer Landwirtschaftsbetriebe. Die Erzeugnisse erreichen unseren Teller nicht mehr länger in Form hochverarbeiteter Produkte, sondern als biologisch angebaute Lebensmittel, frei von Pestiziden und Gentechnik, stattdessen reich an Vitaminen. Indem die negativen Effekte der intensiven Anbaumethoden sowie der hohen Verarbeitung von Nahrungsmitteln auf die Weltgesundheit immer deutlicher in Erscheinung treten, ist genau jetzt die Zeit für Veränderungen.