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Vitamin K2: Weit mehr als nur Blutgerinnung

Vitamin K ist ein fettlösliches Vitamin, das für eine Vielzahl von Funktionen bekannt ist. Gemeinhin noch immer als ›Vitamin der Blutgerinnung‹ bezeichnet, entdecken Forscher immer mehr über dessen Rolle bei einer ganzen Reihe physiologischer Prozesse, nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie. Vitamin K ist wichtig für gesunde Knochen, für das Herz-Kreislauf-System und die Leber sowie für die Nieren, die Bauchspeicheldrüse, das Gehirn und das Nervensystem. Außerdem hat es entzündungshemmende und krebshemmende Eigenschaften.

Ein Teil des Vitamins K wird zwar im Verdauungstrakt unseres Körpers erzeugt, doch den größten Teil des Bedarfs decken wir über die Ernährung oder durch Nahrungsergänzungsmittel. Zu den ernährungsseitigen Vitamin-K-Quellen gehören grünes Blattgemüse, Rüben, Brokkoli, Rosenkohl, Früchte wie Blaubeeren, Kiwis und Trauben, Eigelb, Milchprodukte und andere tierische Erzeugnisse sowie fermentierte Lebensmittel wie Hartkäse, Sauerkraut und die japanischen Lebensmittel Miso und Natto.

Es gibt zwei verschiedene Arten von Vitamin K in diesen Lebensmitteln. Blattgemüse, Obst und Gemüse enthalten den Subtyp Vitamin K1, auch bekannt als Phyllochinon, während Vitamin K2, bekannt als Menachinon, vor allem in fermentierten Lebensmitteln vorkommt, wo Bakterien Teil des Produktionsprozesses sind. Milchprodukte, Innereien und andere tierische Produkte sind ebenfalls gute Quellen für K2.

Wie festgestellt wurde, wird Vitamin K1 vor allem in der Leber, im Herzen und in der Bauchspeicheldrüse anreichert, während sich K2 vor allem im Gehirn, in der Bauchspeicheldrüse und in den Nieren anreichert. Während beide Typen für die Blutgerinnung benötigt werden, da sie eine wesentliche Rolle bei der Bildung des Gerinnungsfaktors Prothrombin spielen, scheint K2 einen größeren Funktionsumfang zu haben als K1, was sich auch darin bemerkbar macht, dass ein K2-Mangel in seinen Folgen stärker ausgeprägt ist. Dennoch gibt es keine eindeutige, spezifische empfohlene Tagesdosis für K2.

Zu den Personen, die am meisten von einem Vitamin-K2-Mangel bedroht sind, gehören neugeborene Kinder und ältere Erwachsene. Ein erhöhtes Risiko für einen K2-Mangel haben auch Menschen, die sich fettarm ernähren, solche, die an Verdauungsstörungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder entzündlichen Darmerkrankungen leiden und solche, die sich einer Magenbypass-Operation oder einer Operation zur Entfernung des Dickdarms unterzogen haben.

Vitamin K2 ist wichtig für den Calciumstoffwechsel im Körper. Ein chronischer Mangel wird mit Knochenschwund und einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche bei älteren Menschen in Verbindung gebracht. Wichtig ist K2 auch für die Herz-Kreislauf-Gesundheit, da es ein Protein aktiviert, welches die ›Verkalkung‹ der Blutgefäße verhindert, also die Versteifung der Arterien verringert und die Elastizität der Blutgefäße verbessert. Umgekehrt kann ein Mangel zu Bluthochdruck und Atherosklerose führen. In klinischen Studien mit Diabetes-Patienten hat sich außerdem gezeigt, dass Vitamin K den Fettstoffwechsel, die Glukosetoleranz und die Insulinempfindlichkeit verbessert. Außerdem verringert es das Risiko von Augen-, Nieren- und kardiovaskulären Komplikationen, die durch konstant hohe Blutzuckerwerte entstehen.

Aufgrund seiner antioxidativen und antikarzinogenen Eigenschaften kann Vitamin K2 das Wachstum und die Ausbreitung (Metastasierung) von Krebszellen hemmen, und es kann den Tod von Krebszellen (Apoptose) auslösen. Diese Wirkung wurde bei verschiedenen Krebsarten festgestellt, darunter Leber-, Prostata-, Lungen- und Dickdarmkrebs.

Neben seiner krebshemmenden Wirkung unterstützt Vitamin K2 auch die Regeneration der Leber, fördert die Blutgerinnung und hilft bei der Genesung von alkoholischer und nicht-alkoholischer Leberzirrhose. Überdies spielt es eine wichtige Rolle für die Funktion des Immunsystems, des Gehirns und des zentralen Nervensystems. Das Gehirn weist eine hohe Ausprägung spezifischer Rezeptoren für Vitamin-K2-Enzyme auf, und ein Mangel an K2 wird mit verschiedenen neurologischen Erkrankungen in Verbindung gebracht.

Besondere Aufmerksamkeit hat Vitamin K in jüngster Zeit im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie erlangt. Niedrige Vitamin-K-Spiegel können bei COVID-19-Patienten das Sterberisiko infolge von Atemversagen und Thromboembolien erhöhen. Ist Vitamin K in ausreichender Menge vorhanden, hält es den Gerinnungsprozess in Schach, indem es die Gerinnungsfaktoren in der Leber aktiviert und gleichzeitig außerhalb der Leber ein Antikoagulationsprotein induziert. Leider ist in der modernen westlichen Ernährung ein erheblicher Mangel an Vitamin K2 festzustellen, und ein Bewusstsein für dessen hohe Bedeutung für Gesundheit und Krankheit ist kaum vorhanden.