Über 900 Seiten Material, welches die vom US-Steuerzahler finanzierte Coronavirus-Forschung in China beschreibt, wurde kürzlich von The Intercept veröffentlicht. Die Herausgabe wurde durch eine Klage auf Informationsfreiheit erwirkt. Die Dokumente enthalten beunruhigende Details der Virus- und Fledermausforschung, welche am umstrittenen Wuhan Institute of Virology durchgeführt wurde. Enthalten sind auch bislang unveröffentlichte Finanzierungsanträge, die vom U.S. National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) – einer Regierungsbehörde unter der Leitung des berüchtigten Anthony Fauci – bewilligt wurden, sowie Projektaktualisierungen im Zusammenhang mit Forschungen, die von der EcoHealth Alliance organisiert wurden – einer in New York ansässigen Organisation unter der Leitung des gleichermaßen umstrittenen Peter Daszak. Der britische Zoologe Daszak, der enge Verbindungen zum Wuhan-Institut unterhält, taucht in den Dokumenten hunderte Male auf.
Die in den Dokumenten beschriebene Arbeit umfasst das Screening von Tausenden von Fledermausproben auf neue Coronaviren. Ein von der NIAID gewährter Zuschuss in Höhe von 3,1 Millionen Dollar an die EcoHealth Alliance schloss 599.000 Dollar mit ein, die vom Wuhan-Institut teilweise zur Identifizierung verwendet wurden, aber auch zur Veränderung von Fledermaus-Coronaviren, die Menschen infizieren könnten. Die Modifikation gefährlicher Tierviren mit dem Ziel, deren Fähigkeit zu verbessern, Menschen zu infizieren, ist in den letzten Jahren in beunruhigendem Maße üblich geworden. Angesichts der Gefahren, die von solchen als ›gain-of-function‹ bezeichneten Experimenten ausgehen, wächst weltweit die Besorgnis.
Aus den Dokumenten geht auch hervor, dass in Wuhan an humanisierten Mäusen gearbeitet wurde, um zu testen, welche Coronaviren den Menschen infizieren könnten. Ersichtlich ist, dass diese im Zentrum für Tierversuche der Universität Wuhan durchgeführten Experimente nicht unter den höchstmöglichen Bedingungen der biologischen Sicherheit erfolgten. In den Dokumenten werden sogar einige der Gefahren dieser Art von Arbeit eingeräumt, indem festgestellt wird, dass die damit verbundene Feldforschung »das höchste Risiko einer Exposition [gegenüber Coronaviren] birgt« und die Möglichkeit besteht, dass der Fäkalstaub von Fledermäusen eingeatmet wird.
Ein Film, den Sky News Australia erhalten hat, zeigt lebende Fledermäuse in einem Laborkäfig und verdeutlicht, dass die Forscher in Wuhan keine angemessenen Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben. Auf den Aufnahmen festgehalten ist auch ein Forscher, der eine Fledermaus hält und sie mit einem Wurm füttert. Bemerkenswert ist, dass Peter Daszak zuvor auf Twitter die Existenz von Fledermäusen im Wuhan-Labor bestritten hatte. Es habe weder lebende noch tote gegeben. Ein weiterer Beweis für die gefährlich laxen Sicherheitsmaßnahmen sind Videoaufzeichnungen einer Exkursion, auf denen sogar eine lebende Fledermaus zu sehen ist, die am Hut eines Forschers hängt, direkt neben dessen Gesicht. Aber Daszak ist nicht der Einzige, der die Existenz solcher Beweise bestreitet.
In einer Befragung vor dem US-Kongress am 11. Mai 2021 leugnete Anthony Fauci trotz zunehmender gegenteiliger Beweise ebenfalls, dass die National Institutes of Health (NIH) und das NIAID jemals Gain-of-Function-Forschung am Wuhan-Institut finanziert hätten. In einem späteren Interview am 20. Juli 2021 wandelte Fauci seine Position spitzfindig ab und behauptete, dass die Entnahme eines Tiervirus und die Erhöhung seiner Übertragbarkeit auf den Menschen keine Gain-of-function-Forschung darstellten. Viele Beobachter haben Fauci daher vorgeworfen, den Kongress belogen und somit eine Straftat begangen zu haben.
Unterdessen hat eine unlängst durchgeführte Untersuchung der britischen Tageszeitung Daily Telegraph ergeben, dass 26 der 27 Wissenschaftler, die ein gemeinsames Schreiben in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht hatten, in welchem die Möglichkeit zurückgewiesen wurde, das Coronavirus könne aus einem Labor in Wuhan stammen, entweder mit chinesischen Forschern, deren Kollegen oder Geldgebern verbunden waren. Dieses Schreiben, das im März 2020, also zu Beginn der Pandemie, herauskam, hatte großen Einfluss auf ein Abschmettern der Debatte, ob das Virus von Menschen hergestellt und aus einem Labor ausgetreten sei. Später stellte sich heraus, dass das Schreiben von Peter Daszak selbst in aller Stille organisiert und verfasst worden war. Es überrascht also nicht, wenn immer häufiger gefordert wird, Daszak vor den Auswärtigen Ausschuss des Repräsentantenhauses und des Senats des US-Kongresses vorzuladen.
Angezogen von der Verbreitung der Gain-of-Function-Forschung im Laufe der letzten Jahre, hat sich Wuhan zweifellos zu einem Magneten für biopharmazeutische Unternehmen entwickelt. Bei Ausbruch der Pandemie im Februar 2020 waren in der Provinz Hubei, deren Hauptstadt Wuhan ist, insgesamt 42 pharmazeutische Auftragsfertigungsbetriebe angesiedelt.
In einem früheren chinesischen Bericht aus dem Jahr 2013 heißt es, dass damals bereits acht der weltweit 500 größten biopharmazeutischen Unternehmen in Wuhan ansässig waren. Zu den genannten Unternehmen gehörten Sanofi Pasteur, das in dem Bericht als ›weltbekanntes französisches Impfstoffunternehmen‹ beschrieben wird, Bayer und am beachtlichsten: Pfizer. Ein Sprecher von Pfizer, der in dem Bericht wiedergegeben wird, erklärt ausdrücklich, dass die in der Region Wuhan durchgeführte Forschung einer der ausschlaggebenden Gründe war für die Ansiedlung des Unternehmens. Durch die Milliarden von Dollar, die Pfizer mit dem Verkauf seines mRNA-Impfstoffs COVID-19 verdient hat, ist der Konzern inzwischen zum größten biopharmazeutischen Nutznießer der Pandemie geworden.
Ob Pharmaunternehmen aus der Provinz Hubei im Vorfeld der Pandemie in Wuhan an funktionserweiternden Virusexperimenten beteiligt waren, bleibt vorerst offen. Wenn wir auch vieles noch nicht wissen, so ist doch jetzt schon klar, dass die Theorie des Labor-Lecks nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Im Gegenteil, wie die Dokumente von The Intercept belegen, gibt es inzwischen eine Vielzahl von Indizien, die zugunsten einer solchen möglichen Ursache sprechen. Da immer mehr anklagende Finger auf sie gerichtet werden, werden wohl weder Anthony Fauci noch Peter Daszak nachts kaum ruhig schlafen können.