Ausgehend vom Erfolg ihrer bahnbrechenden Schul- und Gemeinschaftsgartenprojekte hat unser Team von Movement of Life Uganda vor kurzem eine Zusammenarbeit mit Strafvollzugsbehörde der Haftanstalt im Isingiro District, im Süden des Landes begonnen. Vermittelt werden im Rahmen des Projekts die wissenschaftlichen Grundsätze der Zellular Medizin und gärtnerische Fertigkeiten wie die Herstellung von natürlichem Kompost und organischen Pestiziden. Das Gefängnispersonal lernt, wie man Obstbäume, Gemüse und Heilpflanzen anbaut, um den Gefangenen bei der Verbesserung ihrer Gesundheit zu helfen. Neueste Studien belegen, dass eine vitaminreiche Ernährung nicht nur der allgemeinen körperlichen Gesundheit, sondern auch dem Verhalten der Gefangenen zugute kommt.
Viele der Herausforderungen, mit denen die ugandische Strafvollzugsbehörde konfrontiert ist, werden ihren Kollegen in reicheren Industrieländern bekannt vorkommen. So ist beispielsweise die Überbelegung der Gefängnisse sehr hoch. Schätzungen zufolge ist die Gesamtzahl der Gefangenen mehr als dreieinhalb Mal so hoch wie die Kapazität der Einrichtungen des Landes. Dies wirkt sich unweigerlich nicht nur negativ auf die körperliche und geistige Gesundheit der Insassen aus, sondern auch auf die des Gefängnispersonals. Diese Beeinträchtigungen erschweren zusätzlich die Aufgabe, die Gefangenen zu bessern und zu rehabilitieren. Der Umgang mit diesen Herausforderungen führt dazu, dass die ohnehin knappen finanziellen Ressourcen bis zum Äußersten ausgereizt werden. Das neue Projekt mit der ugandischen Strafvollzugsbehörde zielt daher darauf ab, einige dieser Probleme anzugehen.
Zum Nutzen der gesamten Gesellschaft
In Uganda kamen unsere Projekte bis Juni 2020 schätzungsweise mehr als 100 000 Menschen zugute – ganz im Einklang mit den Grundwerten der Bewegung des Lebens: ›Nahrung für alle‹ und ›Gesundheit für alle‹. Nicht nur wurden Tausende von vitaminreichen Obstbäumen gepflanzt, sondern angeregt durch unsere Kampagne ›Arbeit für alle‹ lernten die Menschen zunehmend, dass sie durch den Verkauf ihrer überschüssigen Produkte auch ihr Einkommen verbessern können. Einige Familien haben sogar begonnen, Kaffeeplantagen und andere kleine landwirtschaftliche Betriebe zu gründen. Auf diese Weise profitieren sie zugleich mit ihrer Gesundheit und den Familienfinanzen.
Indem das Team von Movement of Life Uganda diese Veränderungen beobachtete, erkannte es bald, dass solche Ansätze, wenn sie in einem Gefängnis angewandt werden, das Potential haben, die Gesundheit und die künftige wirtschaftliche Existenz der Häftlinge zu unterstützen. Damit die Resozialisierung und Rehabilitation von Gefangenen erfolgreich sein kann, müssen ihnen Fähigkeiten vermittelt werden, mit denen sie ihren Lebensunterhalt verdienen können. Ohne solche Fähigkeiten besteht für die ehemaligen Häftlinge immer die Gefahr, rückfällig zu werden, ins Gefängnis zurückzukehren und die Überbelegung zu erhöhen. Der Obst- und Gemüseanbau bietet daher einen vielversprechenden Weg zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft.
Ein weiterer potentieller Nutzen von Obst- und Gemüsegärten in Gefängnissen ergibt sich aus der Tatsache, dass psychische Störungen, insbesondere Depressionen, in ugandischen Gefängnissen weit verbreitet sind, während bekanntermaßen eine vitaminreiche Ernährung Depressionen vorbeugen kann. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Mikronährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, Magnesium und B-Vitamine zur Bekämpfung von Depressionen beitragen können.
Auch für das Verhalten von Häftlingen gibt es potentielle Vorteile. Unabhängig voneinander haben in den letzten Jahren in mehreren Ländern durchgeführte Untersuchungen überzeugende Beweise dafür erbracht, dass eine schlechte Ernährung mit einer geringen Aufnahme von Mikronährstoffen ein kausaler Faktor für antisoziales Verhalten sein kann. Damit eröffnet sich ein grundlegend neuer Ansatz zur Verringerung von gewalttätigem und aggressivem Verhalten, denn es liegt auf der Hand, dass durch die Behebung von Mikronährstoffdefiziten in Gefängnissen ein solches Verhalten verbessert werden kann.
Eine im Jahr 2002 veröffentlichte britische Studie ist einer der Meilensteine der Forschung in diesem Bereich. In einer gut konzipierten Studie, in der Häftlingen Nahrungsergänzungsmittel verabreicht wurden, konnte ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Nahrungsaufnahme und gewalttätigem Verhalten nachgewiesen werden. Während der Studie begingen die Probanden, die die Mikronährstoffe erhielten, 37 % weniger Gewalttaten und 26 % weniger Straftaten insgesamt, während die Rate der disziplinarischen Vorfälle bei denjenigen, die Placebos erhielten, im Wesentlichen unverändert blieb. Diese doppelblinde, placebokontrollierte und randomisierte Studie wurde von der akademischen Gemeinschaft aufgrund des hohen Standards ihrer Methodik äußerst positiv aufgenommen. Infolge dieser und weiterer Arbeiten wird immer deutlicher, welche Rolle die Ernährung bei der Beeinflussung des Sozialverhaltens spielen kann – sowohl in Gefängnissen als auch in der Gesellschaft insgesamt.
Es ist wichtig, dass die Gefangenen ihre Schuld gegenüber der Gesellschaft begleichen. Doch Strafe allein ist keine Garantie für ihre Veränderung und Rehabilitation. Auch wenn manche Menschen schlechte Ernährung und Überbelegung als angemessene Strafe für Straftäter ansehen, so zeigt sich doch, dass die Begleitfolgen solcher Härten letztlich nur die finanziellen Kosten für den Steuerzahler erhöhen. Es liegt daher im Interesse aller, dass die Gesundheit und das Verhalten der Häftlinge verbessert werden und dass sie nach ihrer Entlassung nicht wieder straffällig werden und einen positiven Beitrag zur Wirtschaft leisten können. Mit diesem Ziel vor Augen begrüßen wir die Teilnahme der ugandischen Strafvollzugsbehörde an diesem innovativen Gartenbauprojekt und sehen den Ergebnissen mit großem Interesse entgegen.