Es ist kein Geheimnis, dass medizinische Fachzeitschriften in hohem Maße von den Einnahmen aus Anzeigen abhängig sind, welche Pharmaunternehmen in ihnen platzieren. Ihre Abhängigkeit von dieser Werbung führt zu dem vorhersehbaren Effekt, dass Kritik an der Pharmaindustrie minimiert oder sogar unterbunden wird, um dem Entzug dieser lukrativen Finanzierungsquelle zuvorzukommen. Eine seltene Ausnahme bildete kürzlich das British Medical Journal (BMJ), eine der meistgelesenen medizinischen Fachzeitschriften der Welt, als es einen Meinungsartikel veröffentlichte, in dem es erklärte, dass die evidenzbasierte Medizin durch Konzerninteressen, durch gescheiterte Regulierung und durch die Kommerzialisierung der akademischen Welt korrumpiert worden sei.
Wie die Autoren des BMJ in ihrem Artikel einräumen, wird die Medizin heute weitgehend von einer kleinen Zahl sehr großer Pharmaunternehmen beherrscht, die zwar um einzelne Marktanteile konkurrieren, aber im Bemühen um die Ausweitung des globalen Arzneimittelmarktes praktisch an einem Strang ziehen. Anstatt zuallererst den Patienten zu nützen, übertreffen die finanziellen Interessen heute das Gemeinwohl, so die Autoren. Bezeichnenderweise stimmen diese Beobachtungen mit vielem überein, was Dr. Rath und unsere Organisation nun schon seit mehr als zwei Jahrzehnten sagen.
Der wissenschaftliche Fortschritt wird, wie der Artikel völlig richtig darstellt, in der Medizin durch das Eigentum an Daten und Wissen (Patente) behindert, weil die Arzneimittelindustrie missliebige Studienergebnisse unterdrückt, unerwünschte Ereignisse nicht meldet und die Rohdaten nicht an die akademische Forschungsgemeinschaft weitergibt. In vielen Fällen bedeutet dies, wie wir bereits erwähnt haben, dass die Ergebnisse von Arzneimittelstudien im Wesentlichen manipuliert sind.
Die Autoren des BMJ beschreiben außerdem, wie Patienten zu Tode kommen aufgrund der schädlichen Auswirkungen von Geschäftsinteressen auf die Forschungsagenda, die Universitäten und die Aufsichtsbehörden. Sie stellen auch richtig fest, dass die Verantwortung der Pharmaindustrie gegenüber ihren Aktionären bedeutet, dass Produktbindung und öffentlichkeitswirksame Propaganda Vorrang haben vor wissenschaftlicher Integrität.
Besonders kritisiert wird die Vereinnahmung der akademischen Welt durch die Pharmaunternehmen. Die Autoren erklären, dass sich die Universitäten heute aktiv um eine Finanzierung durch die Pharmaindustrie zu kommerziellen Bedingungen bemühen. Als Folge dessen, so die Autoren, sind die Universitätsabteilungen zu Werkzeugen der Pharmaindustrie geworden, da über den von den Pharmaunternehmen durchgeführten Studien meist die Namen hochrangiger Akademiker prangen. Durch die Kontrolle über die Forschungsagenda seitens der Pharmaunternehmen und das Ghostwriting medizinischer Zeitschriftenartikel fungieren viele Akademiker im Grunde als Reklameagenten für pharmazeutische Produkte.
Nichtbeachtung des zentralen Problems
Die BMJ-Autoren skizzieren zwar Lösungsvorschläge für eine Reform der Arzneimittelindustrie, doch gehen ihre Ideen am zentralen Problem vorbei, da sie den grundsätzlichen Fehler machen, anzunehmen, die Pharma-Medizin sei in der Lage ist, Krankheiten auszurotten. In Wirklichkeit liegt die Prävention chronischer Krankheiten jedoch alles andere als im finanziellen Interesse der Pharmaindustrie.
Denn die Aufrechterhaltung und Ausweitung von Krankheiten ist gerade eine Voraussetzung für das finanzielle Wachstum der Industrie. Dies erklärt nicht nur, warum die meisten der heute auf dem Markt befindlichen verschreibungspflichtigen Medikamente lediglich auf Symptome abzielen aber über keinerlei Wirksamkeitsnachweis verfügen, sondern es erklärt auch, warum wissenschaftlich fundierte natürliche Gesundheitstherapien eine existenzielle Bedrohung für die Pharmaindustrie darstellen. Schließlich setzen jene an der Hauptursache von Krankheiten an. Außerdem macht es verständlich, warum die Ausgaben des BMJ den natürlichen Ansätzen nicht den gleichen Platz einräumen.
Leser mit einem guten Gedächtnis werden sich daran erinnern, dass Dr. Rath diese Angelegenheit zuvor direkt mit dem BMJ und seiner damaligen Herausgeberin, Fiona Godlee, besprochen hat. Nachdem das BMJ im Jahr 2006 Falschbehauptungen über Dr. Rath veröffentlicht hatte und gezwungen war, diese zurückzuziehen, sich öffentlich zu entschuldigen und Schadenersatz zu zahlen, schrieb Dr. Rath an Frau Godlee und schlug einen neuen Weg vor, bei dem sich das BMJ verpflichten würde, wissenschaftlichen und medizinischen Berichten aus dem Bereich der Mikronährstoffforschung gleich viel Platz einzuräumen. Seitdem hat das BMJ es jedoch versäumt, dies auch nur annähernd zu erreichen.
So ist es zwar zweifellos ein Fortschritt, dass das BMJ einen Artikel veröffentlicht, in dem es eingesteht, dass die Pharmaindustrie die medizinische Praxis korrumpiert hat, doch reicht dies bei weitem nicht aus. Solange das BMJ dem wachsenden Gebiet der wissenschaftlich fundierten Mikronährstoffforschung nicht die gebührende Anerkennung zuteil werden lässt, werden die Profitinteressen der Pharmaindustrie auch weiterhin das Gemeinwohl übertrumpfen. Die Patienten, ihre Familien und die Ärzte haben gewiss etwas Besseres verdient.