Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist ein weit verbreitetes, primär den Dickdarm betreffendes Problem. Beeinträchtigt sind dadurch Schätzungen zufolge weltweit etwa 11 Prozent der Bevölkerung. Von vielen Ärzten bagatellisiert und abschätzig als psychosomatische Störung bezeichnet, leiden die Patienten oft jahrelang unter lähmenden Symptomen, ohne dass jemals eine Ursache gefunden wird. Zwei neue systematische Reviews bzw. Meta-Analysen deuten nun jedoch darauf hin, dass ein Vitamin-D-Mangel mit dem Problem verbunden ist und dass eine Supplementierung die Lebensqualität der Patienten verbessern kann.
Mit einem Strauß an Symptomen wie Bauchschmerzen, Blähungen, häufigem Stuhlgang, Durchfall oder Verstopfung kann das RDS eine besonders belastende Erkrankung sein. Derweil es einigen Patienten gelingt, ihre Symptome durch das Herumprobieren mit verschiedenen Diätmethoden einigermaßen in den Griff zu bekommen, hat die Erkrankung bei vielen anderen erheblichen Einfluss auf ihre Lebensqualität. Sie beeinträchtigt ihre Fähigkeit, zu arbeiten und normalen täglichen Aktivitäten nachzugehen. Da es der Schulmedizin nach wie vor nicht gelingt, erfolgreich die Ursache des RDS ausfindig zu machen, könnte die Veröffentlichung dieser neuen systematischen Übersichtsarbeiten einen wichtigen Erkenntnisschritt in Prävention und Behandlung darstellen.
Die in der Zeitschrift Nutrición Hospitalaria (NH) und im Nutrition Journal (NJ) von unterschiedlichen Forschergruppen aus China veröffentlichten neuen Arbeiten untersuchen die Wirksamkeit einer Vitamin-D-Supplementierung beim RDS und deren Auswirkungen auf die Symptomatik. Bezeichnenderweise zeigen die Arbeiten, dass die Entstehung der Erkrankung mit einem Vitamin-D-Mangel zusammenhängt und dass Patienten, welche Ergänzungsmittel erhielten, eine stärkere Verbesserung erfuhren als Patienten, die Placebos erhielten.
Die Publikation im NH-Journal wertet 12 randomisierte kontrollierte Studien aus, in denen insgesamt 1.331 Studienteilnehmer über einen Zeitraum von vier Wochen mindestens 3.000 I.E. (internationale Einheiten) Vitamin D erhielten. Anhand der Überprüfung der Studien kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass ein Vitamin-D-Mangel ein Risikofaktor für das RDS ist und dass die Vitamin-D-Serumspiegel von Patienten, die an der Krankheit leiden, deutlich niedriger sind als die von normalen Menschen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass eine entsprechende Nahrungsergänzung die Lebensqualität von RDS-Patienten verbessern kann.
In der NJ-Veröffentlichung werden 4 randomisierte, placebokontrollierte Studien mit insgesamt 335 Teilnehmern untersucht. In diesen 4 Studien lagen unterschiedliche Dosen und Behandlungsdauern zugrunde. In zwei von ihnen wurde eine Dosis von 50.000 I.E. Vitamin D vierzehntäglich verabreicht; in einer Studie wurde diese Dosis sechs Wochen lang verabreicht, in der anderen sechs Monate lang. Die beiden anderen untersuchten Studien basierten auf einer Vitamin-D-Dosis von 50.000 I.E., die wöchentlich über einen Zeitraum von 9 Wochen bereitgestellt wurde, bzw. auf einer Dosis von 2.000 I.E., die jedoch täglich und über einen Zeitraum von 6 Monaten ergänzt wurde. Über unerwünschte Wirkungen der verwendeten Dosierungen wusste keine der Studien zu berichten. Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass eine gezielte Vitamin-D-Zufuhr bei Patienten mit RDS günstige Auswirkungen sowohl auf die eigentlichen Symptome als auch auf die Lebensqualität hat. Sie stellten fest, dass Vitamin D kostengünstig und sicher ist, und kamen zu dem Schluss, dass es einen nützlichen und praktischen Ansatz für die Behandlung der Erkrankung darstellen könnte.
Da Patienten, die am Reizdarmsyndrom leiden, häufig auch unter psychischen Störungen wie Angst und Depressionen leiden und ein Vitamin-D-Mangel mit diesen Problemen ebenfalls in Verbindung gebracht wird, gibt es jetzt ganz offensichtlich mehrere Argumente, die zugunsten einer gezielten Nahrungsergänzung sprechen. Angesichts der erwiesenen Wirksamkeit von Vitamin-D-Supplementen bei der Verbesserung der Lebensqualität von Patienten, die in den beiden neuen systematischen Reviews bzw. Meta-Analysen aufgezeigt wurde, mehren sich die Hinweise darauf, dass das RDS sowohl auf natürliche Weise verhindert als auch erfolgreich behandelt werden kann.