Die Besorgnis über einen offensichtlichen Zusammenhang zwischen künstlichen Lebensmittelfarben und Verhaltensstörungen bei Kindern wie der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wächst seit mehr als einem halben Jahrhundert. Trotz der zahlreichen Beweise, die einen solchen Zusammenhang belegen, ziehen sich staatliche Regulierungsbehörden auf die Behauptung zurück, dass die derzeitigen Empfehlungen für die zulässige tägliche Aufnahmemenge (ADI) dieser Stoffe ausreichen, um das Neuroverhalten zu schützen. Eine neue Überblicksstudie stellt diese Annahme in Frage und liefert eine wichtige Bestätigung dafür, dass tatsächlich ein Zusammenhang zwischen künstlichen Lebensmittelfarbstoffen und Verhaltensstörungen bei Kindern besteht.
Der von Wissenschaftlern der kalifornischen Umweltschutzbehörde und der Universität von Kalifornien in der Fachzeitschrift Environmental Health veröffentlichte Bericht befasst sich mit sieben weit verbreiteten künstlichen Lebensmittelfarbstoffen: Brilliant Blue, Indigo Carmine, Fast Green, Erythrosine, Allura Red, Tartrazine und Sunset Yellow. Alle diese Farbstoffe sind derzeit von der US-amerikanischen Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) und anderen staatlichen Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt für die Verwendung in Lebensmitteln zugelassen.
In dem Review werden insgesamt 27 klinische Studien am Menschen ausgewertet, an denen überwiegend Kinder im Alter von bis zu 19 Jahren teilnahmen. In den Studien wurden die Auswirkungen von künstlichen Lebensmittelfarbstoffen sowie einer Diät ohne diese Zusatzstoffe untersucht. Verglichen wurden die Ergebnisse mit denen von Placebos. Darüber hinaus werden 23 toxikologische Tierversuche ausgewertet, bei denen Ratten oder Mäusen einzelne Lebensmittelfarbstoffe oder Mischungen davon verabreicht wurden. Wie bei den klinischen Studien am Menschen werden die Wirkungen der Farbstoffe in diesen Studien mit denen von Placebos verglichen.
Unerwünschte Wirkungen bei Dosen, die niedriger sind als die als sicher geltenden
25 der 27 am Menschen gemachten klinischen Studien waren so genannte ›Challenge-Studien‹. In ihnen untersuchten die Wissenschaftler die Effekte künstlicher Lebensmittelfarbstoffe, indem die Teilnehmer absichtlich mit den Substanzen konfrontiert wurden. Bei den anderen beiden Studien handelte es sich um Diät-Eliminierungsstudien, bei denen die Probanden auf eine Diät gesetzt wurden, welche die Chemikalien ausschloss. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass in 16 der Studien (64 Prozent), in denen Menschen dem Kontakt mit künstlichen Lebensmittelfarbstoffen ausgesetzt wurden, eindeutige Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen künstlichen Farbstoffen und Verhaltensstörungen gefunden wurden. In 13 dieser Studien (52 Prozent) wurde der Zusammenhang als statistisch signifikant eingestuft.
Wie die Wissenschaftler nach Analyse der Tierstudien feststellten, bei denen im Vergleich der Dosen die Effekte auf das Verhalten oder das Gehirn gemessen wurden, ist die derzeitig von der FDA als zulässig definierte Tagesdosis zu hoch angesetzt, um das Neuroverhalten empfindlicher Kinder vor der Exposition gegenüber künstlichen Lebensmittelfarbstoffen zu schützen. Die Wissenschaftler fanden nämlich heraus, dass in fast allen Studien an ausgewachsenen Tieren, anhand derer die Verhaltensänderungen und/oder Veränderungen im Gehirn gemessen wurden, die durch Farbstoffe verursachten Probleme bereits bei Dosen festgestellt wurden, welche niedriger waren als die von der FDA angegebenen, welche aber doch angeblich keine nachteiligen Auswirkungen haben sollen.
Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die derzeitigen ADI-Werte der FDA für künstliche Lebensmittelfarben auf Studien beruhen, die nicht einmal darauf ausgelegt waren, die Art der bei Kindern festgestellten nachteiligen Verhaltenseffekte zu bewerten. Sie fordern, dass die Existenz solcher Effekte nun anerkannt und Schritte unternommen werden sollten, um die Exposition gegenüber den Farbstoffen bei potentiell anfälligen jungen Menschen zu verringern. Die wissenschaftliche Forschung bestätigt zunehmend die Vorteile einer Bio-Ernährung frei von Zusatzstoffen. Umso gebotener ist es, dass unsere Regierungen auf diese Erkenntnisse reagieren und dem gesundheitlichen Schutz von Kindern Vorrang einräumen, anstatt die Interessen von Herstellern neurologisch schädlicher synthetischer Chemikalien zu bedienen.