Hydraulisches Aufbrechen von Gestein, gemeinhin als Fracking bekannt, ist eine Technik zur Gewinnung von Öl und Gas aus Schiefergestein. Bei diesem Verfahren, welches manchmal auch als ›unkonventionelle Öl- und Gaserschließung‹ bezeichnet wird, wird ein Hochdruckgemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien über Bohrlöcher in das Gestein gepresst. Während die Regierungen gemeinhin behaupten, das Verfahren stelle kein oder allenfalls ein geringes Risiko für die öffentliche Gesundheit dar, trifft in Wahrheit das genaue Gegenteil zu. Studien haben eindeutige Zusammenhänge zwischen Fracking und Krebs, Herzinfarkt, ungünstigen Geburtsergebnissen und zahlreichen anderen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit nachgewiesen.
Die Behauptungen, das Verfahren sei sicher, werden durch die Tatsache widerlegt, dass die Regierungen nur selten detaillierte Bewertungen der mit Fracking verbundenen Gesundheitsrisiken erstellt und diese gegen die vorgeblichen Vorteile abgewogen haben. Jeder, der eine solche gründliche Analyse durchführt, würde feststellen, dass es viel Grund zur Sorge gibt.
Fracking und Krebs
Bei der Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Fracking und Krebs wurden in einem 2017 in der Fachzeitschrift Science of The Total Environment veröffentlichten Review 55 Chemikalien identifiziert, die in Luft und Wasser freigesetzt werden und als für den Menschen mutmaßlich bzw. potentiell krebserregend bekannt sind. Darunter waren 20 Substanzen, die nachweislich das Risiko von Leukämie und Lymphomen erhöhen. Die Forscher warnten, dass Millionen von Menschen, die im Umkreis einer Meile um Fracking-Bohrungen leben, solchen Chemikalien ausgesetzt sein könnten.
Jüngste Untersuchungen haben diese Befürchtungen bestätigt: Kinder aus Pennsylvania, die zum Zeitpunkt ihrer Geburt in der Nähe unkonventioneller Öl- und Gaserschließungen lebten, hatten ein zwei- bis dreimal höheres Risiko, im Alter von zwei bis sieben Jahren an Leukämie zu erkranken, als Kinder, die nicht in der Nähe solcher Öl- und Gasaktivitäten lebten.
Fracking und Herzprobleme
Eine im Jahr 2021 veröffentlichte Studie zeigt eine Verbindung auf von Herzinfarkten zu der Erschließung unkonventioneller Erdgasvorkommen. Die in der Fachzeitschrift Environmental Research veröffentlichten Ergebnisse von Forschern aus den Vereinigten Staaten zeigen, dass solche Erschließungen mit einer erhöhten Rate von Herzinfarkt-Krankenhausaufenthalten bei Männern mittleren Alters, älteren Männern und älteren Frauen sowie mit einer erhöhten Sterblichkeit durch Herzinfarkt bei Männern mittleren Alters verbunden sind. Den Forschern zufolge sprechen ihre Ergebnisse für eine stärkere Berücksichtigung von kardiovaskulären Risiken infolge unkonventioneller Erdgasförderungen, und sie deuten darauf hin, dass Fracking-Verbote die öffentliche Gesundheit schützen können.
Die Erschließung von unkonventionellem Erdgas wurde außerdem mit Krankenhausaufenthalten von Patienten mit Herzinsuffizienz in Verbindung gebracht. Besonders anfällig für negative gesundheitliche Auswirkungen unkonventioneller Erdgasförderung waren eine im Jahr 2021 im Journal of the American College of Cardiology veröffentlichten Studie zufolge ältere Patienten mit Herzinsuffizienz.
Negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Säuglingen
Dass Fracking negative Auswirkungen auf die Geburtsresultate und die Gesundheit von Säuglingen hat, zeigen mehrere wissenschaftliche Arbeiten. Eine kürzlich im Journal of Health Economics veröffentlichte Studie fand »konsistente und robuste Belege« dafür, dass sich entsprechende Schiefergasbohrungen sowohl auf die Trinkwasserqualität als auch auf die Gesundheit von Kindern schädlich auswirkt.
Beweise aus Pennsylvania bestätigen den Zusammenhang zwischen Fracking und negativen Folgen für die Gesundheit von Säuglingen. In einer 2017 in der Zeitschrift Science Advances veröffentlichten Studie wurden Belege für gesundheitswidrige Effekte des Frackings auf das Kind noch im Mutterleib gefunden, wenn der Standort im Umkreis von 3 km um den Wohnort der Mutter lag, wobei die größten gesundheitlichen Nachteile bei einer In-Utero-Exposition innerhalb von 1 km um die Standorte festgestellt wurden. Zu den gesundheitlichen Beeinträchtigungen gehörten eine höhere Inzidenz von Babys mit niedrigem Geburtsgewicht sowie ein deutlicher Rückgang des durchschnittlichen Geburtsgewichts und verschiedener anderer Messgrößen der Säuglingsgesundheit.
Eine Studie aus dem Jahr 2019, die die Auswirkungen des Frackings auf die Gesundheit von Säuglingen in verschiedenen Bezirken von Oklahoma untersuchte, kam zu ähnlichen Ergebnissen: Je näher der Wohnsitz der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt an Fracking-Bohrungen liegt, desto wahrscheinlicher sind die gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Säuglinge. Der Zusammenhang zwischen der Nähe zu Fracking-Bohrungen und ungünstigen Geburtsresultaten wird auch durch separate Untersuchungen in Kalifornien und im ländlichen Alberta (Kanada) bestätigt.
Vermehrte Krankenhausaufenthalte und andere Probleme
Studien zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen Fracking und vermehrten Krankenhausaufenthalten. Forschungen zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Erschließung von unkonventionellem Erdgas in Pennsylvania haben einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Erschließung von Schiefergas und Krankenhausaufenthalten wegen Lungenentzündung bei älteren Menschen ergeben. Aus Pennsylvania ist ebenfalls bekannt, dass die Erschließung von unkonventionellem Erdgas mit Krankenhausaufenthalten aufgrund von Problemen des Urogenitaltrakts wie Nieren- und Harnwegsinfektionen verbunden ist. Andere Untersuchungen in Pennsylvania haben einen Zusammenhang zwischen unkonventionellen Gas- und Ölbohrungen und den Prävalenzraten für Krankenhausaufenthalte in den medizinischen Kategorien Dermatologie, Neurologie, Onkologie und Urologie bestätigt.
Es gibt eindeutige Beweise dafür, dass viele der beim Fracking verwendeten Chemikalien Lunge, Leber, Nieren, Blut und Gehirn schädigen können. Zu den von Anwohnern im Umkreis von 1 km um Fracking-Bohrungen häufig berichteten Symptomen gehören Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Reizungen des Rachens, Stress oder Angstzustände, Husten, Kurzatmigkeit, Nebenhöhlenprobleme, Müdigkeit, Übelkeit und Keuchen.
Tanz nach der Pfeife des Energiekartells
In Anbetracht des Last der inzwischen vorliegenden wissenschaftlichen Beweise ist es unmöglich zu glauben, dass die Regierungen sich der gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Fracking nicht gewiss sind. Wir können daher nur zu dem Schluss kommen, dass die öffentliche Gesundheit wissentlich auf den beiden Altären des wirtschaftlichen Vorteils und der Konzernprofite geopfert wird. Während derzeit nur vier Länder (USA, Kanada, China, Argentinien) Schiefergas oder Schieferöl kommerziell fördern, wenden sich andere Länder dieser Technologie verstärkt zu. Die britische Regierung hat vor kurzem ein seit 2019 bestehendes Fracking-Verbot aufgehoben und erklärt, dass Fracking nun trotz des Widerstands von Gemeinderäten fortgesetzt werden kann.
Nur selten befassen sich Politiker mit den negativen Auswirkungen des Frackings auf die Gesundheit, stattdessen wird lieber über die Umweltauswirkungen gestritten. Wir müssen uns jedoch darüber im Klaren sein, dass der Tanz nach der Pfeife des Energiekartells eine dunkle und kriminelle Geschichte hat, die mehr als ein Jahrhundert zurückreicht und zwei globale Kriege umfasst. Politiker und Unternehmen, die den Profit über die menschliche Gesundheit stellen, müssen für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn wir dafür sorgen, dass dies besser noch heute als morgen geschieht, so ist dies womöglich unsere beste Absicherung gegen eine Wiederholung der Geschichte.