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Können hohe Dosen des ›Sonnenscheinvitamins‹ dazu beitragen, das Fortschreiten der Multiplen Sklerose (MS) zu verlangsamen? Die Ergebnisse einer neuen klinischen Studie deuten darauf hin, dass dies der Fall sein könnte. In einer Studie, die das Denken vieler Ärzte hinsichtlich der MS-Behandlung über den Haufen werfen dürfte, haben Forscher herausgefunden, dass hochdosiertes Vitamin D die Krankheitsaktivität bei Menschen mit MS im Frühstadium oder klinisch isoliertem Syndrom (CIS) deutlich reduziert. Die in der Fachzeitschrift JAMA veröffentlichte Studie zeigte, dass Patienten, die über einen Zeitraum von zwei Jahren alle zwei Wochen 100 000 IE Vitamin D3 (Cholecalciferol) einnahmen, bessere gesundheitliche Ergebnisse erzielten als diejenigen, die ein Placebo erhielten.
MS ist eine chronische Krankheit, die das zentrale Nervensystem angreift. Häufig beginnt sie mit einem einzelnen akuten Schub einer Sehnervenentzündung (Optikusneuritis) oder einer transversalen Myelitis (Entzündung des Rückenmarks). Die späteren Symptome sind breit gefächert und variieren von Patient zu Patient. Meist sind Muskelschwäche, Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen, Empfindungen wie Taubheit, kribbelnde Schmerzen oder ›Nadelstiche‹ und Gedächtnisprobleme beteiligt. In einigen Fällen führt die Krankheit dazu, dass die Betroffenen die Fähigkeit zu schreiben, zu sprechen oder zu gehen verlieren.
Der Begriff ›klinisch isoliertes Syndrom‹ (CIS) bezieht sich auf eine erste Episode neurologischer Symptome, die durch eine Entzündung oder Demyelinisierung (Schädigung der Schutzhülle der Nervenfasern) im zentralen Nervensystem verursacht werden. Nicht jeder, der an einem CIS erkrankt, entwickelt später eine voll ausgeprägte MS, aber für diejenigen, bei denen dies der Fall ist, ist die Verlangsamung des Krankheitsverlaufs entscheidend.
An der Studie, die in Form einer doppelblinden, placebokontrollierten klinischen Studie durchgeführt wurde, nahmen 303 Teilnehmer aus MS-Zentren in Frankreich teil. Der Untersuchungszeitraum ging von 2013 bis 2020. Jeder Teilnehmer wurde nach dem Zufallsprinzip entweder der Verumgruppe mit hochdosiertem Vitamin D oder der Placebogruppe zugewiesen. Patienten, die bereits krankheitsmodifizierende Therapien erhielten, wurden von der Studie ausgeschlossen. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag bei 34 Jahren, und 70 Prozent von ihnen waren Frauen.
Die Forscher stellten fest, dass die Krankheitsaktivität bei 60,3 Prozent der Patienten, die Vitamin D einnahmen, auftrat, verglichen mit 74,1 Prozent in der Placebogruppe. Die Patienten, die Vitamin D erhielten, blieben im Durchschnitt 432 Tage ohne Krankheitsaktivität, verglichen mit 224 Tagen in der Placebogruppe. MRT-Scans zeigten weniger neue Läsionen (Bereiche mit Schäden im Gehirn oder Rückenmark) und eine geringere Krankheitsaktivität in der Vitamin-D-Gruppe. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse kamen die Forscher zu dem Schluss, dass weitere Untersuchungen gerechtfertigt sind.
Da MS-Medikamente oft mit erheblichen Nebenwirkungen und hohen Kosten verbunden sind, könnte eine wirksame, sichere und kostengünstige Option wie Vitamin D möglicherweise eine Wende herbeiführen. Die neue Studie kommt zu einer Zeit, in der sich bereits Beweise häufen, dass ein Mangel an Vitamin D das Risiko erhöht, an MS zu erkranken. Die Forschung hat auch gezeigt, dass Menschen mit einem hohen Vitamin-D-Spiegel vor dem 20. Lebensjahr ein geringeres Risiko haben, die Krankheit später im Leben zu entwickeln. Dies alles sind vielversprechende Erkenntnisse. Denn es wird deutlich, dass Vitamin D eine wichtige Rolle bei der Prävention von MS spielt.
Letztendlich wird Vitamin D jedoch nur ein Teil der Lösung des MS-Rätsels sein. Zu den anderen Nährstoffen, von denen bereits bekannt ist, dass sie bei der Erkrankung eine wichtige Rolle spielen, gehören Vitamin B12, Coenzym Q10, Biotin, Alpha-Liponsäure, L-Carnitin, mehrfach ungesättigte Fettsäuren und Vitamin E. Diese Erkenntnisse weisen auf eine erfolgreiche Anwendung von Multinährstofftherapien hin. Zugleich unterstützen sie das Konzept der von Dr. Rath begründeten Zellular Medizin sowie deren zentrales Prinzip der Nährstoffsynergie – ein Ansatz, der von den Wissenschaftlern am Dr. Rath Forschungsinstitut vorangetrieben wird. Je weiter sich das Bewusstsein für diese Therapierichtung verbreitet, desto mehr wächst das Potential für einen grundlegenden Wandel darin, wie MS und andere neurologische Erkrankungen in unseren Gesundheitssystemen behandelt werden.