Abschlussrede von Dr. Matthias Rath,
beim „Haager Tribunal“,
Samstag, 14. Juni 2003 in Den Haag
Als wir vor einigen Jahren anfingen, habe ich meine Rede in Deutsch gehalten, weil alle Patienten mein Buch „Why animals don’t get heart attacks“ („Warum kennen Tiere keinen Herzinfarkt“) auf Deutsch gelesen hatten. Heute muss ich Ihnen in vier Sprachen für Ihr Kommen danken. Das ist ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass die Wahrheit dessen, für das ich, Dr. Niedzwiecki und all die guten Menschen, die uns helfen, sich einsetzen, nicht aufgehalten werden kann. Sie verteilt sich über die ganze Welt. Vielen Dank, dass Sie heute gekommen sind.
Wir sind nun für heute am Ende unseres Tribunals angelangt. Wenn Sie sich noch diese letzten 15 Minuten Zeit nehmen, haben Sie verstanden, weshalb wir hier sind. Wir sind nicht hier, weil wir dafür bezahlt werden. Wir sind nicht hier, weil uns jemand geschickt hat, irgendwelche Aktionäre oder Drahtzieher. Wir sind hier, weil es richtig ist, es ist das einzig Richtige.
Heute, am Anfang dieses Tages, habe ich mich ein wenig wie Telford Taylor gefühlt, von dem ich Ihnen ein Bild gezeigt habe. Um über Dinge zu sprechen, die so unglaublich sind, dass sie die menschliche Intelligenz herausfordern, so dass man sich weigert, sie zu glauben. Um über Massenmord und Völkermord zu sprechen und über die Nummer eins der Investitionsindustrie, die damit gemeint ist. Wenn Sie denken, dass das für mich einfach ist oder dass ich so geboren wurde – dann haben Sie unrecht. Ich wurde zu dem Mann, der ich heute bin, durch die Dinge, für die ich mich eingesetzt habe, indem ich diese Interessengruppen seit den letzten 15 Jahren bekämpfe. Ich kenne ihre Schachzüge. Ich kenne ihre Stärken und ich kenne auch ihre Schwächen. Und die größte Schwäche dieses Kolosses, dieses Elefanten, dieses Riesen, als der die Pharma-Industrie manchmal erscheint, ist die Wahrheit. Weil dieser Koloss einzig und allein auf Betrug, Lügen, Täuschung, falschen wissenschaftlichen Daten, Bestechung und auf allem, mit dem normale Menschen nichts zu tun haben wollen, basiert.
Am Ende dieses Tages fühle ich mich sehr stark, weil wir aus allen Gesellschaftsschichten hier zusammengekommen sind. Es sind Rentner, junge Menschen, Wissenschaftler und Ärzte unter uns. Von überall auf der Welt sind Menschen gekommen: aus Südafrika, aus Indien, aus Großbritannien, aus den USA, aus Polen. Und im Namen aller Menschen auf dieser Erde möchte ich nun diesen Tag zusammenfassen. Ich spreche darüber, was wir heute gehört haben, über die Dinge, die die pharmazeutischen Unternehmen den Menschen in den Entwicklungsländern, den Patienten mit Herzschwäche, Bluthochdruck und Herzinfarkt antun, was sie den Menschen in den Entwicklungsländern, in Indien und in Südafrika, den Menschen mit Aids und Tuberkulose antun, über das verschlungene Labyrinth, von dem uns Chris Fairhurst erzählt hat, das alles steuert, über den Einfluss der medizinischen Gemeinschaft, von dem uns Dr. Niedzwiecki mit Sloan-Kettering berichtet hat.
Dies alles sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die jetzt gestoppt werden müssen. Wenn wir jetzt nicht aktiv werden, werden diese Verbrechen weitergehen und unseren gesamten Planeten mit in den Abgrund reißen. Das ist die Bedeutung des heutigen Tages, unseres Meetings in Den Haag. Wenn Sie also dafür sind, dass wir diese Klage beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag einreichen, die wir Ihnen heute vorgelesen haben, damit Sie alles über die Machenschaften dieser Menschen erfahren, nachdem Sie die Aussagen und Berichte von Experten und Patienten gehört haben, dann bitte ich Sie, im Namen der Menschen der Welt die Hand zu heben. Jetzt.
Vielen Dank. Damit beende ich dieses Tribunal, wie wir es genannt haben, für heute und sage in unser aller Namen, dass die Interessengruppen, die ich heute genannt habe, bereits für schuldig befunden wurden. Und wir werden alles daran setzen, um einen offiziellen Prozess vor dem einzigen Gerichtshof, der für Verbrechen dieser Größenordnung zuständig ist, nämlich hier in Den Haag, zu erreichen. Wir werden diese Klage mit nach Hause nehmen und in allen Sprachen verbreiten. Wir werden sie zum Herunterladen ins Internet stellen. Wir werden sie an Freunde schicken, an Menschen, die wir durch unsere Arbeit kennen. Wir werden darüber sprechen und wir werden sie an die Politiker schicken. Wir werden sagen: „Sie haben die Verantwortung, sich uns anzuschließen.“ Wir werden diese Klage mit Leben füllen. Wie ich bereits heute morgen gesagt habe, ist dies nicht das Ende.
Es ist vielmehr der Anfang einer weltweiten Kampagne, um den Menschen die Augen zu öffnen. Morgen werden wir uns um 10 Uhr wieder hier treffen. Ich bin stolz, Ihnen als ersten Sprecher des morgigen Tags Herrn August Kowalczyk, einen polnischen Staatsbürger, ankündigen zu können. Als junger Mann wurde er vor sechzig Jahren in ein Zwangsarbeitslager gebracht, das zum Symbol unternehmerischer Habgier geworden ist. Er war Gefangener in Auschwitz. Er ist vermutlich einer der letzten Menschen, die nicht nur das Konzentrationslager selbst überlebt haben, sondern auch in der Fabrik von IG Farben, die Sie heute gesehen haben, im Werk IG Auschwitz gearbeitet haben. Inhalt seiner Rede wird nicht der Rückblick sein. Diese Rede steht vielmehr unter dem Motto „Wir werden siegen.“ Und wenn die Weltgemeinschaft in der Lage war, vor 55 Jahren diese Menschen, diese Verbrecher loszuwerden, indem sie fest zusammenstand, können wir das wieder tun. Ungeachtet dessen, wie groß uns unsere Gegner erscheinen, ungeachtet dessen, wie eingeschüchtert wir auch manchmal sind – wir werden gewinnen. Das ist das Motto für morgen.
Vielen Dank.