Louis Pasteur (1822-95) war ein französischer Chemiker, der in Straßburg, Lille und Paris lehrte. Er entdeckte, dass Bakterien und andere Mikroorganismen die eigentliche Ursache von Epidemien waren. Doch wie bei so vielen visionären Ideen, die ihrer Zeit weit voraus waren, war deren Akzeptanz keineswegs einfach.
In seinen frühen Forschungsjahren war die französische Seidenspinnerindustrie an Pasteur herangetreten mit der Bitte, die Ursachen einer Epidemie zu ergründen, welcher Kolonien von Seidenraupen zum Opfer gefallen waren, und nach Möglichkeit Abhilfe zu schaffen. Pasteurs Entdeckung, dass die Vernichtung der Kolonien infolge von Mikroorganismen zustande kam, bewahrte die Seidenindustrie Frankreichs vor dem Bankrott. Für den Wissenschaftler war dies der erste Hinweis, dass er auf dem richtigen Weg war. Und tatsächlich verbrachte er den Rest seines Lebens damit, Bazillen zu erforschen und Mittel gegen sie zu entwickeln.
Seine Ergebnisse stellte er seinen Kollegen in der französischen Akademie der Wissenschaften vor. Diese jedoch nahmen ihn zunächst nicht ernst.
Einige Ärzte, wie Robert Koch, stuften Mikroorganismen als eine Erscheinung der Natur ein, die zeitweilig auftritt und wieder verschwindet, die allerdings kein Leben an sich bildet.
Diese Kritik verfing bei Pasteur nicht. »Ich liefere ihnen Experimente und sie reagieren mit Reden!«, äußerte er einst. Die starren Ideen und eingefahrenen Denkmuster seiner Zeit stellten in seinen Augen eine Gefahr für Millionen Menschen dar, aber auch für die Zukunft der Medizin. Und so erkannte er die Notwendigkeit für eine ›lebendige Flamme der Forschung‹, die Licht ins Dunkel bringt.
Pasteur blieb bei seiner Arbeit und wurde sogar noch entschlossener. Er hatte eine Frau und fünf Kinder, von denen traurigerweise nur zwei überlebten. Allerdings bekam er seine Familie kaum zu Gesicht, denn er widmete jede wache Minute seines Lebens seiner Forschung, da er überzeugt war, damit das Leben vieler Kinder retten zu können. Anhand zahlreicher Versuche wies er nach, dass Mikroorganismen nicht plötzlich auftreten und nach kurzer Zeit wieder verschwinden, sondern dass sie sich im Kontakt mit Sauerstoff entwickeln. Er isolierte Mikroorganismen, benannte und kategorisierte sie und erkannte in ihnen die Ursachen für vielerlei Krankheiten bei Tier und Mensch.
Als er seine Resultate schließlich veröffentlichte, wurden Tierärzte und Humanmediziner plötzlich zu seinen Gegnern. Sie konnten sich nicht mit der Tatsache anfreunden, dass ein Chemiker und Mikrobiologe etwas über Krankheiten zu sagen haben sollte, einen Gegenstand also, der doch so vollkommen ihrer Expertise angehörte.
Aber Pasteur gab nicht auf. Er besuchte Hospitäler und unterrichtete Ärzte über den Nutzen, ihre chirurgischen Instrumente zu sterilisieren. Der unmittelbare Erfolg blieb nicht aus: Weniger Menschen starben an Infektionen. Und so wurden die Ärzte nach und nach immer stärker davon überzeugt, dass Pasteur Recht hatte.
Ein neuer Forschungszweig bildete sich heraus: die medizinische Mikrobiologie und Bakteriologie.
Mikroorganismen unter einem Mikroskop
Pasteur setzte seine Arbeit in Krankeneinrichtungen fort, entwickelte Impfstoffe und wurde erfolgreich. Als er einem neunjährigen Jungen das Leben rettete, der von einem tollwütigen Tier gebissen worden war, wurden Pasteur und seine Forschungen schließlich legendär. Die Nachrichten über seine Leistungen machten ihn in ganz Europa berühmt.
Doch seine Forschungen half nicht nur den Menschen. Eine häufige Erkrankung bei Schafen war die Infektion mit dem Erreger des Milzbrand. Pasteurs Impfung bewahrte viele Farmer vor dem finanziellen Verlust.
In Frankreich war Pasteur inzwischen eine nationale Instanz. Er gab seine eigene Zeitung heraus und eröffnete das berühmte ›Pasteur-Institut‹ – eine Forschungsanstalt, die er bis zu seinem Tode im Jahr 1895 führte. In seiner letzten Rede, die er vor angehenden Forschern hielt, schärfte er ihnen ein, sie sollten den Wert ihrer Arbeit nicht allein an der Ehre festmachen, die ihnen unmittelbar zuteil wird, sondern sie mögen an ihren wissenschaftlichen Überzeugungen festhalten, egal welche Widerstände ihnen entgegengestellt würden.
»In der letzten Stunde seines Lebens müsse jeder von sich sagen können: Ich habe alles mir Mögliche getan.«
Pasteurs Leben ist ein beredtes Beispiel für Selbstverpflichtung und Strenge. Selbst als die Zeiten äußerst hart waren, gab er niemals auf und glaubte an das, was er tat.
»Wissenschaft ist die Fackel, die die Welt erhellt.«