Der sozioökonomische Status bestimmt maßgeblich über Gesundheit und Lebenserwartung. Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts bestätigen diese Abhängigkeit. In Deutschland werden Frauen der obersten Einkommensgruppe durchschnittlich 8 Jahre älter als jene der untersten Einkommensgruppe. Bei Männern klafft diese Differenz sogar 11 Lebensjahre auseinander. Ein gravierendes West-Ost-Gefälle spiegelt auch der Herzbericht wider. Wer im – tendenziell ärmeren – ländlichen Raum lebt, hat ein deutlich höheres Risiko, einen Infarkt zu erleiden. Ähnliches gilt für die Aussicht, anderen „Volkskrankheiten“ zum Opfer zu fallen. Doch was des einen Leid, ist des anderen Freud: Das Geschäft mit der Krankheit jedenfalls profitiert, und damit das so bleibt, wird die Solidargemeinschaft kräftig zur Kasse gebeten. Am chronischen Geldmangel im System ändert die vorübergehende Stabilisierung der Rücklagen bei den gesetzlichen Krankenkassen grundsätzlich nichts, beruht der Zuwachs doch allein auf einer konjunkturellen Zunahme sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter. Lassen wir alle uns diesen Betrug weiter gefallen, droht absehbar ein weiterer Anstieg der Kosten.
In struktur- und einkommensschwachen Regionen ist die Lebenserwartung erkennbar geringer als in wohlhabenden Gegenden. Männer, die weniger als 60% des mittleren Einkommens verdienen, sterben dem Bericht Gesundheit in Deutschland zufolge 10,8 Jahre eher als Männer, die 150% und mehr verdienen. Ein offenkundiger Zusammenhang: Unterschiedliche finanzielle Möglichkeiten eröffnen oder verschließen Chancen, sich wirksam um seine Gesundheit zu kümmern. Daneben wird die verkürzte Lebenserwartung aber auch auf erhöhte psychische und physische Belastungen zurückgeführt. Immerhin leide ein Viertel der Bevölkerung überproportional an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und weiteren Volkskrankheiten. Stress spiele dabei eine tragende Rolle, heißt es. Ein weiterer wichtiger Risikofaktor: das Rauchen! Frauen und Männer mit niedrigem sozialem Status hängen rund zweimal häufiger am Glimmstängel als solche mit hohem Sozialstatus. Dies ist besonders gravierend, da allein in Deutschland jährlich zwischen 100.000 bis 120.000 Menschen an den Folgen des Rauchens versterben. Ein vermeidbares Übel.
Vertuscht wird dagegen eine andere Beziehung: die Bedeutung einer optimalen Versorgung mit lebenswichtigen Mikronährstoffen. In dem mehr als 500seitigen RKI-Bericht wird man diesen Zusammenhang vergebens suchen. Die über 60 mitwirkenden Autoren belassen es dabei, pauschal eine bedarfsgerechte und ausgewogene Ernährung als Maßnahme für die Gesunderhaltung anzuführen sowie Bewegung oder das Einüben von Entspannungstechniken. Keine Rede davon, dass ein dauerhafter Mikronährstoffmangel der Hauptgrund für die epidemische Ausbreitung chronischer Krankheiten ist, obwohl dieser Zusammenhang doch durch Berge wissenschaftlicher Arbeiten belegt und anhand umfassender Studien untermauert ist. Bekannt nicht erst seit gestern, sondern schon seit Jahrzehnten! Doch glaubt man dem Bericht, ist „die Zufuhr der meisten Vitamine und Mineralstoffe in der Bevölkerung gesichert“. Warum? Ganz einfach weil die (willkürlich festgesetzten) D-A-CH-Referenzwerte erreicht werden – oder doch zumindest weitgehend erreicht werden. Nach dem tatsächlichen Bedarf fragt keiner der Autoren. Ebenso wenig nach dem Zustandekommen der Krankheiten in diesem Ausmaß. Oder gar, warum die uns unmittelbar zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, jene „Volkskrankheiten“ ursachenorientiert einzudämmen, nicht längst wirksam umgesetzt werden.
Damit unterscheidet sich der übrigens vom Steuerzahler finanzierte Bericht keineswegs vom Zerrbild, das in Massenmedien Verbreitung erfährt. Die immense gesundheitliche Bedeutung von Mikronährstoffen wird vernebelt, anstatt den wissenschaftlichen Durchbruch bekannt zu machen. Und auch weite Teile der Ärzteschaft tun diese grundlegenden Erkenntnisse nach wie vor geringschätzig ab, trotz der Tragweite für die öffentliche Gesundheit.
Mit steter Regelmäßigkeit wird stattdessen eine Debatte angefacht, auf welche Weise noch mehr Geld für Betreuung und Pflege der vielen Kranken bereitzustellen sei. Mehr Geld?! Dafür geht die Ärzteschaft gern demonstrieren. Das Ende vom Lied: höhere Kassenbeiträge. Aber leider nicht weniger Kranke. Denn an Ursachenbekämpfung hapert es nach wie vor im System. Der Gesundheitsminister mag sich zwar damit brüsten, dass für die Gesundheitsprävention 2015 sogar ein spezielles Gesetz eingeführt wurde, doch mit wirklicher Krankheitsvermeidung hat dieses herzlich wenig zu tun. Das korrupte Gesundheitssystem kann sich über solche Placebos nur freuen.
Die gegenwärtig erneut angeheizte Debatte, ob die gesetzliche und die private Krankenversicherung zu einer einheitlichen Bürgerversicherung zusammengeführt werden soll, um finanzielle Mittel einsparen zu können, ist gleichermaßen bloße Augenwischerei. Denn würde mit einer solchen Zusammenlegung das Milliardengeschäft mit der Krankheit auch nur angetastet? Würden aus dem Ruder laufende Lohnnebenkosten dadurch nachhaltig gesenkt?
Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung und zur Pflege zeigen sich als stärkste Kostentreiber. In den vergangenen 45 Jahren haben sich die GKV-Beitragssätze nahezu verdoppelt. Die Höchstbeiträge sind sogar auf etwa das 11-fache gestiegen. Zusätzlich wurden noch kräftig die Leistungen eingeschränkt und immer neue Zuzahlungen abverlangt. Die gesamte Sozialabgabenlast hat die Marke von 40% des Bruttoeinkommens erreicht (1970 waren es 26,5%) – dank einer Medizin, deren Medikamente zu 98% ohne jeglichen Heilnachweis sind, dafür aber erheblich schädigende Nebenwirkungen aufweisen, deshalb neue Krankheiten produzieren und letztlich auch noch bei den Todesursachen an 3. Stelle hinter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs rangieren. Die Umsätze der Pharmabranche haben freilich weltweit ein Rekordniveau von über $1,1 Billionen pro Jahr erreicht. Ihr Marktplatz ist die Krankheit. Nur der kranke Mensch ist gewinnbringend.
Diskutiert wird, ob sich die Menschen auf eine Rente ab 73 einstellen sollen. Eines der vorgebrachten, fadenscheinigen Argumente lautet, der Pool der aktiv Arbeitenden (wo gibt es eigentlich die Arbeitsstellen?) müsse vergrößert werden, um die Beitragssätze konstant halten zu können. Da die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern heute bei 79 Jahren liegt, blieben also noch 6 Jahre für eine „glückliche Rentenzeit“, eine gute Gesundheit vorausgesetzt. Frauen hätten laut der aktuellen Sterbetafel 4 Jahre mehr Zeit. Allerdings werden sie in der Regel schlechter bezahlt und müssen somit mit geringerer Rente über die Runden kommen. Und wer tatsächlich eher in Rente gehen will – oder muss –, hat eben Abschläge in Kauf zu nehmen.
Eine aktuelle Studie der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di prophezeit 5 bis 7,5 Millionen Arme bis zum Jahr 2030. Eine weitere Studie vom Deutschen Institut für Altersvorsorge und Bertelsmann prognostiziert eine Steigerung von heute 3 auf 4 Millionen Menschen. Nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes muss jeder zweite Beschäftigte mit einer Armutsrente rechnen. Das ist eine Rente unter dem durchschnittlichen Alters-Grundsicherungsbedarf von 795 Euro. Und am Ende darf man sich mancher Geringverdiener/in und/oder allein erziehende Mutter noch fragen lassen, warum denn nicht rechtzeitig privat vorgesorgt worden sei. – So also sieht verantwortungsvolle, zukunftsgerichtete Regierungspolitik aus. Zweifellos, die tonangebenden Konzerninteressen sind klar erkennbar. Gutbestallte Lobbyisten sorgen schon dafür, dass die Unternehmensprofite sprudeln. So kann zumindest die konzernhörige Politkaste einigermaßen gesichert in die Zukunft blicken.
Das System der immerfort steigenden Sozialabgaben lässt sich durchbrechen. Sobald genug Menschen das Betrugsgeschäft mit der Krankheit erkennen, wird die weitgehende Beseitigung der Volkskrankheiten möglich. Freigesetzt würden dann Milliardenmittel. Sie stünden bereit zur Beseitigung von Armut, Arbeitslosigkeit, Umweltbelastungen, für Investitionen in Bildung und Infrastruktur und für einen würdigen Lebensabend.
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