Am 27. Januar 2015 jährt sich zum 70. Mal die Befreiung von Auschwitz. In dem größte Massenvernichtungslager in der Geschichte der Menschheit fanden zwischen 1940 und 1945 mehr als 1,1 Millionen Menschen den Tod. Doch selbst ein dreiviertel Jahrhundert später müssen die Lektionen aus dieser Vergangenheit noch immer erlernt werden. Wichtige Fakten darüber, was in Auschwitz geschah, und warum, wurden den Menschen dieser Welt auf Betreiben multinationaler Wirtschaftsinteressen und mithilfe ihrer politischen Handlanger vorenthalten.
Gegenwärtig stellen unsere Geschichtsbücher uns den Zweiten Weltkrieg als ein Machwerk eines psychopathischen Diktators, Adolf Hitler, und seines Gefolges rassistischer Schergen, den Nazis, dar. Tatsache ist jedoch, dass der Zweite Weltkrieg ein Eroberungsfeldzug war im Auftrag des seinerzeit größten Chemie- und Pharmakartells – der I.G. Farben AG, einem Zusammenschluss von Bayer, Hoechst, BASF und anderen Unternehmen – mit dem Ziel, die weltweite Kontrolle über die Märkte für patentierte Chemieerzeugnisse, Arzneimittel und Öl zu erlangen. In ihrer unerbittlichen Verfolgung dieses Ziels hatten die I.G. Farben-Unternehmen den Machtaufstieg der Nazi-Partei finanziert und die Umwandlung der Weimarer Demokratie in eine Diktatur.
Der Plan der Nazi/I.G. Farben-Koalition zur Umsetzung der Weltherrschaft hatte drei Stufen: zunächst die Eroberung des Eurasischen Kontinents; dann die Übernahme Großbritanniens einschließlich all seiner Kolonien; und schließlich die militärische Niederlage der USA und der übrigen Welt.
Die Bereitstellung einer gewaltigen Kriegsmaschinerie für die Nazis durch I.G. Farben wurde mit größtem Bedacht und äußerster Rücksichtslosigkeit ausgeführt. So wurde in der Nähe von Auschwitz beispielsweise der damals in Europa größte Industriekomplex errichtet, um die für die Kriegsbestrebungen Deutschlands notwendigen chemischen Erzeugnisse, Kraftstoffe und andere Materialien herzustellen. Bekannt als I.G. Auschwitz und zu 100% eine Tochtergesellschaft von I.G. Farben bezogen die Fabriken dieser Anlage ihre Arbeitskräfte aus den Inhaftierten des benachbarten Konzentrationslagers Auschwitz, welches als Quelle für Sklavenarbeit genutzt wurde. All jene, die zu schwach oder krank waren, um in den Fabriken zu arbeiten, wurden direkt in die Gaskammern abgesondert. Sogar die Chemikalie Zyklon B, die von den Nazis zur Massenvernichtung von Millionen Menschen verwendet wurde, entstammte den Laboren und Produktionsanlagen von I.G. Farben.
Zur gleichen Zeit damit missbrauchten die pharmazeutischen Abteilungen von Bayer und Hoechst Tausende von Inhaftierten der Konzentrationslager als Versuchsorganismen zur Durchführung tödlicher medizinischer Experimente. Substanzen, die bei diesen Tests zum Einsatz kamen, gelangten weiter und wurden zur ersten Generation der so genannten Chemotherapie, welche ihren Herstellern letztlich dutzende Milliarden Dollar jährlich einbrachte. Für die Manager von I.G. Farben spielte es keine Rolle, dass diese Substanzen hochgiftig waren und ein enormes Potential an schweren Nebenwirkungen, bis hin zum Tod, aufwiesen, denn das Konzentrationslager Auschwitz stellte ihnen ja stets eine schier unerschöpfliche Quelle an Opfern zur Verfügung.
Nach dem Krieg, im Zuge des Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunals, wurden 24 der I.G. Farben-Manager wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt, wobei über die Hälfte von ihnen schuldig befunden und verurteilt wurde. Der US-Chefankläger dieses Tribunals, General Telford Taylor, fasste die Rolle von I.G. Farben in den Worten zusammen, dass ohne sie der Zweite Weltkrieg nicht möglich gewesen wäre. In ihrem Nachkriegsbericht über die I.G. Farben, welcher auf den offiziellen Aufzeichnungen basierte, die aus deren verschiedenen Firmensitzen und Niederlassungen gesichert wurden, kam die US-Behörde der Militärregierung in Deutschland zu der gleichen Schlussfolgerung.
Weitere Informationen über I.G. Farben, die Wahrheit über die tatsächlichen Geschehen in Auschwitz und die Belege dafür, dass das unter den Nazis ersonnene Modell für Europa als Vorlage für die so genannte „Europäische Union“ von heute diente, können in unserem Buch »Die Nazi-Wurzeln der ‚Brüsseler EU’« nachgelesen werden.
Noch bis heute führen Regierungen die Politik fort, im Interesse multinational agierender Konzerne und deren finanziellen Teilhabern militärische Macht einzusetzen. Kriege, die wegen der Kontrolle über das Öl oder über andere Ressourcen entfesselt werden, sind nur ein Beispiel dafür. Um diese Situation zu überwinden und um eine Welt der Gesundheit, des Friedens und der sozialen Gerechtigkeit möglich werden zu lassen, müssen wir aus den Geschehnissen der Vergangenheit – jener Geschichte, die uns vorenthalten wurde – die notwendigen Lehren ziehen und entsprechend handeln. Andernfalls laufen wir Gefahr, dass sich Geschichte wiederholt und unser Planet anhaltend von denselben Wirtschaftsinteressen kontrolliert wird, welche die letztendliche Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg tragen und dafür, was in Auschwitz und andernorts geschah.
In diesem Bewusstsein kamen im November 2007 mehr als 30 Überlebende von Auschwitz und anderer Konzentrationslager der Nazis zu einer eintägigen Konferenz mit Repräsentanten unserer Stiftung zusammen. Auf der Grundlage ihrer einzigartigen moralischen Überzeugung beschloss diese Gruppe außergewöhnlicher Menschen, der Diskussion um die Zukunft Europas Gewicht zu verleihen. Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie sprachen sie über ihre Erfahrungen aus der Vergangenheit und schlugen eine Verfassung für ein „Europa für Menschen, von Menschen“ vor. Gedacht als niedergelegter Entwurf für die Festschreibung grundlegender Menschenrechte in ganz Europa, fordert dieses Dokument, dass das Recht auf Gesundheit, das Recht auf Leben, das Recht auf natürliche Nahrung, das Recht auf eine gesunde Umwelt, die Anerkennung der Würde des Menschen und der Schutz sozialer Werte als unveräußerliche Rechte eines/r jeden Bürgers/in Europas bekannt gemacht werden.
Die von den Überlebenden für Europa vorgeschlagene Verfassung wurde daraufhin auf globaler Ebene zu dem internationalen Aufruf für eine Bewegung des Lebens erweitert. Vor dem Hintergrund dessen, dass soviel auf dem Spiel steht, fordern wir die Menschen überall auf, diese bedeutende Petition zu unterzeichnen und die Bewegung des Lebens zu unterstützen. In der festen Überzeugung, dass die globalen Probleme wie Kindersterblichkeit, Unterernährung, Analphabetentum, Beschäftigungslosigkeit und Umweltverschmutzung gelöst werden KÖNNEN, hält unsere Stiftung es für eine unbedingte Notwendigkeit, dass die Welt die Wahrheit über Auschwitz, insbesondere die Hintergründe, warum es dazu kam, kennen lernen muss, um diese Ziele tatsächlich umzusetzen.