Wieder setzt eine neue Studie den sich türmenden Belegen einen weiteren hinzu: Demnach bringt ein lang anhaltender Gebrauch von Antiepileptika ein deutlich erhöhtes Risiko für Vitamin-D-Mangel mit sich. Die im Fachblatt Epilepsia veröffentlichte Arbeit fand heraus, dass ein großer Teil der an Epilepsie erkrankten Kinder Malaysias Gefahr läuft, ein Vitamin-D-Defizit zu entwickeln, trotzdem es ihnen in den Tropen an Sonnenschein nicht mangelt. Die Studie, die von Forschern an der Universität Malaysia durchgeführt wurde, wirft schwerwiegende Fragen hinsichtlich des vollständigen Versagens unseres Gesundheitssystems auf, denn offensichtlich wird die arzneimittelverursachte Nährstoffverarmung verkannt.
Die Studie untersuchte insgesamt 244 epileptische Kinder im Alter zwischen 3 und 18 Jahren, die alle seit mehr als einem Jahr Antiepileptika einnahmen. Dabei stellten die Forscher fest, dass 55 von ihnen an Vitamin D unterversorgt waren, während weitere 48 Kinder Werte aufwiesen, die als ungenügend eingestuft wurden. Kinder, die mehr als ein Antiepileptika-Medikament einnahmen, gehörten zu jenen mit dem höchsten Defizitrisiko. Die Wissenschaftler empfahlen daher die Strategien um die Zufuhr von Vitamin D (als Nahrungsergänzung) zu erweitern. Außerdem sollten Kinder mit Epilepsie, besonders jene mit einem hohen Risiko eines Vitamin-D-Mangels, mehr Sonnenlicht erhalten.
Ärzte und Therapeuten, die mehr über diesen wichtigen Aspekt wissen wollen, sind dazu aufgerufen, das Handbuch über arzneimittelinduzierte Nährstoffverluste zu lesen
Antiepileptika sind keineswegs die einzige Klasse von Medikamenten, die dafür bekannt sind, im Körper zu einem Verlust an Nährstoffen zu führen. Im Gegenteil, ein Großteil der bis heute erbrachten wissenschaftlichen Nachweise zeigt, dass mindestens 150 Nachahmerpräparate dem Organismus wichtige Nährstoffe entziehen. In manchen Fällen ist dieses Wissen bereits über 80 Jahre bekannt, so etwa bei der Forschung über Aspirin, nämlich dass Acetylsalicylsäure (ASS) zu Verlusten von Vitamin C führt.
Ein von Amy L. Daniels und Gladys J. Everson (beide vom Fachbereich für Ernährung an der State University im US-Bundesstaat Iowa) im Jahr 1938 publizierter Bericht beschrieb, dass es bei Kindern, denen Aspirin verabreicht wurde, zu einer vermehrten Ausscheidung von Vitamin C über den Urin kam. Eine ebenfalls im Jahr 1938 vorgelegte Untersuchung von J. D. Keith und Evelyn M. Hickmans (von der Kinderklinik im britischen Birmingham) kam zu ähnlichen Schlussfolgerungen.
Es fällt auf, dass diese beiden Arbeiten nur wenige Jahre nach Entdeckung des Vitamin C veröffentlicht wurden. Zudem fiel ihr Erscheinen nahezu parallel mit der Vergabe des Nobelpreises für Physiologie und Medizin an Albert Szent-Györgyi (im Jahr 1937) „für seine Entdeckungen im Zusammenhang mit den biologischen Verbrennungsprozessen unter besonderer Berücksichtung von Vitamin C und der Spaltung von Fumarinsäure“.
Auch von weiteren Medikamentengruppen weiß man, dass sie eine Senkung der Nährstoffgehalte im Körper herbeiführen, darunter Antazide (Säurehemmer), Antibiotika, Antientzündungsmittel, antiretrovirale Wirkstoffe, Betablocker, Cholesterinsenker, hormonelle Verhütungsmittel, Diabetesmedikamente, Gichtpräparate, Abführmittel, Psychotherapeutika, Ulcusmedikamente (bei Geschwüren eingesetzt) und noch einige andere Wirkstoffe.
Weshalb also stockt noch immer die Weitergabe jener Warnungen über die nährstoffentziehenden Auswirkungen von Pharmapräparaten an die Patienten? Ein Grund dafür liegt sicher darin, dass selbst Ärzte kaum darüber Kenntnis haben. Doch die Unterschlagung dieses Wissens im Rahmen der medizinischen Ausbildung ist durchaus keine Zufälligkeit im Lehrplan.
Arzneimittelinduzierte Nährstoffverarmung ist eines der am besten bewahrten Geheimnisse des Pharmakartells. In dem Bewusstsein, dass ein chronischer Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen, Aminosäuren und bestimmten anderen Mikronährstoffen die Hauptursache für die meisten heutigen „Volkskrankheiten“ ausmacht, dient die fortdauernde Nicht-Weitergabe von Informationen über arzneimittelinduzierten Entzug von Nährstoffen dem Schutz des billionenschweren Geschäft mit der Krankheit. Für den Patienten ist die angesichts dieser Situation absehbare Folge somit allzu häufig: eine Abwärtsspirale des gesundheitlichen Zustands.
Erhalten Patienten, denen es ohnehin schon nicht gut geht, Medikamente, so tragen diese noch dazu bei, den Mangel an lebenswichtigen Mikronährstoffen noch zu beschleunigen; mit dem unweigerlichen Ergebnis, dass sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert. Sie bekommen daraufhin weitere Arzneimittel – der Entzug von Mikronährstoffen wird noch stärker vorangetrieben. Und so weiter. Es ist offensichtlich, dass die Mikronährstoffverarmung den ausschlaggebenden Faktor darstellt für einen Teufelskreis, der aber auf Seiten der Pharmaindustrie für Profite sorgt. Dies muss allerdings nicht so sein.
Seitdem vor über einem Jahrhundert die ersten Vitamine entdeckt wurden, bilden Mikronährstoffe für das langfristige Überleben der Pharmaindustrie die größte Bedrohung. Heute, da immer mehr Menschen Zugang haben zu lebensbewahrenden Informationen über natürliche Ansätze zur Kontrolle von Krankheiten, erreichen wir sicherlich einen für die Menschheit bedeutsamen Wendepunkt im Bestreben, ein auf Prävention ausgerichtetes, natürliches Gesundheitswesen für alle Menschen zu verwirklichen. Beteiligen sich jedoch genügend von uns an der Umsetzung dieses Vorhabens, dann lautet die entscheidende Frage nicht, ob ein solches Gesundheitswesen zustande kommt, sondern nur noch ab wann.