Bedurfte es noch dieses Beweises für die ernsthafte Gefährdung der Unabhängigkeit der Weltgesundheitsorganisation (WHO)? Ein Dokument der Weltgesundheitsversammlung (WHA) 2018 – also dem vergangenen Jahrestreffen und zugleich höchsten Entscheidungsgremium der Organisation – gibt Einblick in die Herkunft von deren Finanzmittel. Im Jahr 2017 wurde der Anteil des von Staaten an die WHO bereitgestellten Geldes von den Zuwendungen nicht-staatlicher Akteure übertroffen. Darunter auch die Pharmaindustrie. Die Bill & Melinda Gates Stiftung trug mit beinahe 327 Millionen US$ zum Fonds der WHO bei und war damit der zweitgrößte Spender. Einzig die Zuwendungen der US-Regierung lagen höher als jene der Gates-Stiftung.
Das der WHO von Ländern bereitgestellte Geld betrug im Jahr 2017 insgesamt 1,06 Milliarden US$. Es war somit weniger als die Beiträge von nicht-staatlichen Akteuren, nämlich 1,08 Milliarden US$. Neben der Gates-Stiftung finden sich weitere illustre Spender, etwa die Brüsseler EU-Kommission (mit über 84 Millionen US$), der ›Globale Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria‹ (mit über 16 Millionen US$), einer Organisation, die den Einsatz antiretroviraler Medikamente und anderer Pharmaansätze voranbringt, oder UNITAID (mit 30 Millionen US$), einer weiteren Organisation, die die Nutzung von Medikamenten befördert.
Die multinationalen Unternehmen der Pharma- und Chemieindustrie nehmen in der Liste der Geldgeber der WHO prominente Plätze ein. Die dem Generalfonds der WHO von ihnen bereitgestellten Summen betrugen im Jahr 2017:
Bayer AG | $1.158.060 |
Bristol-Myers Squibb | $215.730 |
Denka Seiken | $417.324 |
Eisai | $280.000 |
Gilead Sciences | $3.124.450 |
GlaxoSmithKline | $7.365.666 |
Green Cross Corporation | $294.582 |
Hoffman-La Roche | $6.628.090 |
Kaketsuken | $417.324 |
Merck | $510.000 |
Merck Sharp and Dohme Chibret | $1.652.226 |
Novartis | $500.000 |
Rockefeller Foundation | $748.945 |
Sanofi Pasteur | $9.411.491 |
Sanofi-Aventis | $2.634.963 |
Zu anderen prominenten WHO-Spendern zählten in 2017 Banken, private Stiftungen mit Verbindungen zur Pharmaindustrie und das ›Open Society Institute‹ von George Soros.
Von der Gates-Stiftung mit Zuwendungen bedacht, deren Höhe inzwischen diejenige aller Einzelstaaten bis auf die USA übersteigen, hat die WHO im Bereich der Gesundheit eindeutig jegliche Unabhängigkeit verloren. Ihre wissenschaftliche Glaubwürdigkeit ist dem Geschäftsinteresse ihrer Geldgeber preisgegeben, mit der Folge, dass ihren Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Krankheiten nicht mehr vertraut werden kann.
Das von Gates gespendete Geld erkauft ihm auf Seiten der WHO zweifellos eine Menge Aufmerksamkeit. Zu welchem Ausmaß er die Organisation geradezu ›gekapert‹ hat, spiegelt sich in dem Bild am Anfang dieses Artikels exemplarisch wieder. Es zeigt ihn während einer Pressekonferenz in Genf neben Margaret Chan sitzend, der von 2007 bis 2017 amtierenden WHO-Generaldirektorin. Der Einfluss auf die WHO, den Gates im Laufe von Chans Amtszeit gewonnen hat, brachte ihm die Bezeichung als »mächstigster Doktor der Welt« ein. Wie Politico hervorhebt, verhalfen ihm seine Spenden zu einer übergroßen Einflussnahme auf die Agenda der WHO. Als erste Privatperson, die bei einer Weltgesundheitsversammlung eine programmatische Rede halten durfte, genieße Bill Gates bei der WHO die Autorität eines Staatsoberhaupts.
Angesichts dessen fällt es nicht schwer, sich auszumalen, dass sich die WHO in ihrer Politik, sollte Gates jemals damit drohen, seine gigantischen Zuwendungen zurückzuziehen, unweigerlich seinem Willen unterwerfen würde. Tatsächlich heißt es, die Ernennung von Tedros Adhanom Ghebreyesus zum neuen Generaldirektor sei im Jahr 2017 mit Gates’ Unterstützung erfolgt.
Auf der Hand liegt, dass die WHO, nachdem sie ihre Seele an Gates und andere geschäftliche Spender verkauft hat, nicht länger die Interessen von Patienten repräsentiert. Es ist daher an der Zeit, sie durch ein neues globales Gremium zu ersetzen, dessen Aufgabe und Ziel darin besteht, natürliche präventive Gesundheitsversorgung als Menschenrecht umzusetzen. Erforderlich ist eine Organisation, die wirklich unabhängig ist. Um erfolgreich zu sein, muss sie die Fehler der WHO und ihrer Führungspersonen definitiv vermeiden.