Eine neuer wissenschaftlicher Review, der im Fachjournal »Oxidative Medicine and Cellular Longevity« veröffentlicht wurde, zieht den Schluss, dass Vitamine bei der Behandlung von Parkinson von Nutzen sein könnten. Die aus China stammenden Autoren fanden heraus, dass etliche klinische Studien, aber auch Tierstudien und Experimente mit Zellkulturen einen Zusammenhang zwischen Vitaminen und der Krankheit demonstriert haben. Die Forscher erklären, dass eine angemessene Zufuhr von Vitaminen das Auftreten von Parkinson in der Allgemeinbevölkerung reduzieren und die klinischen Symptome von daran leidenden Patienten verbessern kann.
Mit mehr als 10 Millionen Menschen weltweit ist Parkinson die nach Alzheimer häufigste altersbezogene neurodegenerative Erkrankung. Gekennzeichnet durch Zittern, Steifigkeit, extrem verlangsamte Bewegungsfähigkeit und beeinträchtigte Balance geht die Krankheit mit dem fortschreitenden Absterben bestimmter Nervenzellen im Gehirn einher. Schluck- und Sprachschwierigkeiten sind ebenfalls typisch.
Die von der Störung betroffenen Nervenzellen gehören zu den Dopamin produzierenden. Das ist ein wichtiger Neurotransmitter im Gehirn. Die charakteristischen Parkinson-Symptome treten auf, wenn der Dopamin-Spiegel zu gering wird.
Als Standardbehandlung in der Schulmedizin wird den Patienten eine als L-Dopa bezeichnte Aminosäure (Levodopa) verabreicht. Der Körper kann aus L-Dopa Dopamin herstellen. Trotz einer L-Dopa-Behandlung kommt es üblicherweise jedoch zu einem Schlimmerwerden der Krankheit. Insofern besteht eine klare Notwendigkeit, sichere und wirksame Begleittherapien zu finden.
Die in dem chinesischen Review diskutierten Vitamine beinhalten B3 (Nicotinamid, die aktive Form von Niacin), Vitamin C, Vitamin E und Vitamin D.
Die Autoren untersuchen die neuroprotektiven Effekte von Vitamin B3 eingedenk dessen, dass die Verbindung zwischen B-Vitaminen und Parkinson in jüngster Zeit eine wachsende Aufmerksamkeit erfährt. Vor dem Hintergrund klinischer Studien, die gezeigt haben, dass eine Ernährung mit hoher Niacin-Versorgung das Parkinson-Risiko reduzieren kann, verweisen sie auf einen Fallbericht, der verdeutlicht, wie sich unter Anwendung von Niacin-Supplementen die Muskelsteifigkeit und die Geschwindigkeit von Bewegungen verbessert.
Ebenfalls in dem Review betrachtet wird die Fähigkeit von Vitamin C, die Aufnahme von L-Dopa bei älteren Patienten zu verbessern. Interessanterweise stellen die Autoren fest, dass vorangegangene Studien gezeigt haben, dass Vitamin C imstande ist, die Dosierung von L-Dopa zu mindern, ohne dessen Wirkung zu schmälern. Sie beschreiben auch, dass bei Patienten mit ausgeprägter Parkinsonkrankheit der Vitamin-C-Gehalt in Lymphozyten (einem Typ der weißen Blutzellen) offenbar erheblich geringer ist. Eine hierzu im Review angegebene Studie, an der 1036 Patienten teilnahmen, stützt diese Erkenntnis und demonstriert, dass eine Vitamin-C-Einnahme das Krankheitsrisiko signifikant reduziert.
Die Autoren gehen auch auf viele Studien ein, die gezeigt haben, wie eine Ergänzung von Vitamin E das Parkinson-Risiko senken kann. Dabei beschreiben sie einen Pilotversuch, der ergab, dass eine dauerhafte Behandlung mit Vitamin E den Einsatz von L-Dopa bei an Parkinson leidenden Patienten hinauszögern könnte.
Hohe Serumkonzentrationen von Vitamin D sind in dem Review ebenfalls als Mittel angegeben, um das Parkinson-Risiko zu reduzieren. Die Autoren schreiben, dass heute umfangreiche epidemiologische und klinische Studien Vitamin D einen positiven Effekt auf die Erkrankung zusprechen. Im Hinblick auf die Fähigkeit des Körpers, selbst Vitamin D zu produzieren – vorausgesetzt, die Haut ist dem Sonnenlicht ausreichend ausgesetzt –, beschreiben die Autoren interessanterweise, wie niedrige Vitamin-D-Spiegel und geringe Sonnenexposition offenbar mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko einhergehen. Im Weiteren betonen sie die Bedeutung von Vitamin D und merken an, dass Patienten mit niedrigen Werten auch zu schwererer Symptomatik neigen könnten. Entsprechend könne eine Ergänzung einer Verschlimmerung vorbeugen.
Angesichts des vermehrten Auftretens von Parkinson sowie der steigenden direkten und indirekten Kosten, die allein in den USA bereits mit fast 25 Milliarden Dollar beziffert werden, wächst zugleich der Bedarf an sicheren und wirksamen Therapien immer stärker. Bedenkt man die nachweisliche Sicherheit von Vitaminen, verdienen die in diesem Review untersuchten Ansätze eine ernstliche Berücksichtigung seitens der Ärzte und Forscher.