Wenig diagnostiziert und meist erst spät erkannt, zählt sie zu den verkanntesten Krankheiten weltweit. Doch für viele Länder, besonders der nördlichen Hemisphäre, entwickelt sich die Borreliose (im Englischen: Lyme disease) zu einem ernsten Gesundheitsproblem. Seitdem das Dr. Rath Forschungsinstitut begann, der Behandlung dieser Krankheit auf Grundlage natürlicher Methoden wissenschaftlich nachzugehen, war für meine Kollegen und mich der Umstand immer wieder verblüffend, dass ein Bakterium mit so großer Verbreitung und mit solch verheerenden Konsequenzen wie Borrelia sich der gründlichen Beachtung von Medizinern über mehr als hundert Jahre praktisch entzog. Erstmals dokumentiert wurde die Krankheit von dem deutschen Arzt Alfred Buchwald in einem Aufsatz aus dem Jahr 1883, wenngleich er das Phänomen als chronische Entzündung der Haut beschrieb. So wie wir Borreliose bzw. das Lyme Syndrom heute verstehen, wurde die Erkrankung erst seit 1975 festgestellt, als in den USA eine Reihe von Fällen auftauchten. Aber selbst heute, nochmals mehr als vier Jahrzehnte später, verfügt die Schulmedizin über keine verlässliche Behandlung dieser Krankheit. Umso bemerkenswerter sind die Hinweise dafür, dass der Ausbruch von 1975, der damals im Städtchen Lyme, im US-Bundesstaat Connecticut auftrat, in Verbindung stehen könnte mit Experimenten der biologischen Kriegsführung, die in der Nähe im Auftrag der US-Regierung durchgeführt wurden.
Obwohl Pasteur, Koch und andere vor über einem Jahrhundert die Ursachen der meisten Infektionskrankheiten erkannt hatten, blieb die Entstehung der Borreliose – glaubt man der offiziellen Story – bis 1982 unerkannt. Damals sorgte die Publikation der Ergebnisse von Willy Burgdorfer und seinen Kollegen im Wissenschaftsmagazin Science für internationales Aufsehen in den Medien. Darin berichteten sie über eine neu entdeckte Spezies aus der Gattung Borrelia – den mutmaßlichen Grund für die Krankheit.
Die englische Bezeichnung der Borreliose leitet sich von dem Städtchen Lyme in Connecticut ab, eine kleine, ländliche Gemeinde mit gerade einmal zweitausend Einwohnern. Wie die offizielle Webseite des Bundesstaats verrät, begann die Geschichte der Lyme-Krankheit, als eine Gruppe von Kindern und Erwachsenen mit Wohnsitz in Lyme über ungewöhnliche, arthritisartige Symptome klagten. Ein Rundbrief des damaligen Leiters im Gesundheitsministerium des Bundesstaats Connecticut, des Mediziners Dr. Douglas S. Lloyd, schildert die Krankheit als „gekennzeichnet durch üblicherweise kurze und milde, doch oftmals wiederkehrende Anfälle von Schmerzen und Schwellungen in einigen größeren Gelenken, speziell in den Knien, mit längeren Zeiträumen dazwischen, ohne jegliche Symptome.“
Lloyd fügte hinzu: „Beinahe die Hälfte der Patienten hatte nur Gelenksymptome, andere Fieber, Kopfschmerzen, Schwäche und auch Hautausschlag.“ Außerdem schrieb er: „Ein Viertel der Patienten zeigte, bevor die Gelenksymptome einsetzten, eine ungewöhnliche Läsion der Haut.“ Daraus zog er den Schluss: „Die saisonale und geographische Verteilung der Fälle und die Verbindung mit einer Hautläsion legt nahe, dass ein von einem beißenden Insekt übertragendes Virus für die Krankheit verantwortlich seien könnte.“
So die offizielle Geschichte der Lyme-Borreliose. Doch wie eingangs erwähnt, gelingt es dieser Version nicht, Antwort auf die entscheidende Frage zu geben: Weshalb konnte ein pathogener Erreger von solcher Bedeutung der eingehenden Beachtung durch medizinische Forscher so lange entgehen? Wer darauf eine Antwort sucht, kann an einigen wichtigen Tatsachen nicht vorübergehen.
Plum Island (New York, USA)
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Das amerikanische Plum Island Animal Disease Center (PIADC) beschreibt sich selbst als „bedeutendste Verteidigungseinrichtung der USA gegen unbeabsichtigte oder vorsätzliche Ausbreitung von auf den Menschen übertragbaren Tierkrankheiten, einschließlich Maul-und-Klauen-Seuche.“ Die im Jahr 1954 gegründete Einrichtung befindet sich auf Plum Island in der Nähe der Nordostküste von Long Island im Bundesstaat New York. Die Hochsicherheitseinrichtung ist heute Teil des US-Heimatschutzministeriums unterliegt außerordentlichen Zugangsbeschränkungen. Die New York Times brachte im Jahr 2016 eine Reportage, die den Besuch auf der ‚Pflaumeninsel’ wiedergibt. Sämtliche Berichterstatter der kleinen Gruppe mussten sich zuvor ausführlichen Hintergrundprüfungen unterziehen und wurden beim Betreten der Insel sowie vor deren Verlassen von bewaffneten Schutzkräften durchsucht. Ohne deren Begleitung war es niemandem erlaubt, sich auf der Insel zu bewegen. Untersagt war auch die Nutzung von Laptops oder Tablet-Computern. Bildaufnahmen waren in weiten Bereichen ebenso verboten, zumal im Forschungszentrum selbst, das übrigens nur einen geringen Teil der Insel beansprucht.
Das PIADC gibt zwar vor, keine Forschung auf dem Gebiet der Borreliose durchzuführen und dies auch nie getan zu haben. Indes sei daran erinnert, dass auch jene Versuche mit biologischen Waffen, die im Zuge des Kalten Krieges auf Plum Island sehr wohl stattfanden, über Jahrzehnte hinweg von der US-Regierung bestritten wurden. AIs jedoch 1993 ein Newsday-Bericht auf Basis von zuvor unter Verschluss gehaltenen Dokumenten enthüllte, dass es diese Experimente gab, stellten sich Leugnungen der US-Regierung vor aller Welt als Lüge heraus. Wie von der New York Times bestätigt wurde, enthalten die von Newsday offen gelegten Dokumente Pläne, die sowjetische Wirtschaft zum Erliegen zu bringen, indem durch die Ausbreitung von Krankheitserregern der Tierbestand dezimiert wird. Angesichts dieser Vergangenheit sollten jegliche Dementi hinsichtlich der Aktivitäten des PIADC ganz klar unter Vorbehalt gestellt werden.
Die Arbeiten des PIADCs an biologischen Waffen seien angeblich 1969 beendet worden, unter der Präsidentschaft von Richard Nixon, der bald darauf über den Watergate-Skandal stolperte und aus dem Amt scheiden musste. Ungeachtet der Behauptungen und Gegenbehauptungen, ob die Experimente wirklich eingestellt wurden, bleibt allerdings eine Tatsache unbestritten: der Abstand von Plum Island zum Städtchen Lyme beträgt in der Luftlinie kaum mehr als 17 Meilen. Die Distanz zur Hafenstadt von Old Lyme, welches von dem Krankheitsausbruch von 1975 ebenfalls betroffen war, beträgt sogar weniger als 12 Meilen.
Die Lyme-Borreliose ist nur eine von mindestens vier Infektionskrankheiten, die im direkten Umfeld von Plum Island auftraten. In dem 2004 erschienenen Buch »Lab 257« schildert der Rechtsanwalt Michael C. Carroll, dass erstens der Ausbruch der Entenpest – eine Viruserkrankung, welche die Gefügelfarmen im östlichen Long Island im Jahr 1960 zu Gunde richtete –, dann die Lyme-Borreliose im Jahr 1975, später das West-Nil-Virus von 1999 und schließlich eine mysteriöse Erkrankung, die im gleichen Jahr die Hummerbestände im Long Island Sund bedrohte, allesamt so nahe dieser auf Plum Island ansässigen Einrichtung auftraten, dass schlicht nicht auszuschließen sei, dass diese Laboratorien die Quelle dafür gewesen sind.
In einer Besprechung von Carrolls Buch wies die New York Times seinerzeit darauf hin, dass dessen Veröffentlichung eine siebenjährige Recherche vorausging und hunderte von Stunden mit der Lektüre von Dokumenten der US-Regierung zugebracht wurden sowie mit Interviews von Wissenschaftlern, Angestellten, Behördenmitarbeitern, Journalisten und anderen Personen, die mit den PIADC-Laboratorien zu tun hatten oder Kenntnisse beisteuern konnten. Interessant ist die Anmerkung Carrolls, dass er ursprünglich die Kooperation der Regierungsstellen im Landwirtschafts- sowie im Heimatschutzministerium besaß und in der Zeit zwischen 2001 und 2002 sogar sechsmal die Erlaubnis bekam, Plum Island zu besuchen. „Als sie jedoch entdeckten, wohin bei mir die Reise ging und dass ich dabei war, die Wahrheit zu schreiben, zogen sie den Stecker und schnitten mich aus Gründen der nationalen Sicherheit von weiteren Informationen ab“, so Carroll.
Die Labore des PIADC nennt Carroll eine biologische Zeitbombe und verweist auf einen Ausbruch der Maul-und-Klauen-Seuche auf der Insel im Jahr 1978, welcher belegt, dass die Einrichtung die Quelle der Viren gewesen sei. Den Aufzeichnungen der US-Regierung zufolge habe es im Bereich der Schornsteine Lücken gegeben, durch die kontaminierte Luft habe entweichen und Krankheitserreger tragende Insekten haben entkommen können. Auf diese Weise ließe sich auch der Ausbruch der Lyme-Borreliose von 1975 erklären, meint Carroll: Durch Experimente infizierte Zecken könnten so aus dem Labor entschlüpft sein und das Festland entweder über schwimmende Hirsche erreicht haben oder über Vögel.
Dass Beamte des US-Heimatschutzministeriums die in Carrolls Buch angeführten Belege in Abrede stellten, überrascht nicht. Ironischerweise ereigneten sich jedoch binnen weniger Monate nach Erscheinen des Buches zwei weitere Ausbrüche der Maul-und-Klauen-Seuche im Umfeld der Laboratorien. Wie wir gleich sehen werden, gibt es allerdings noch weit dunklere Abgründe in der Vergangenheit, denen auf unserer Suche nach der Wahrheit in Sachen Lyme-Borreliose nachgegangen werden muss.
Carroll erklärt, dass Erich Traub, ein berüchtigter Nazi-Wissenschaftler und Virologe, den PIADC-Labors in den fünfziger Jahren mindestens dreimal einen Besuch abgestattet und möglicherweise Freiluftversuche mit vergifteten Zecken durchgeführt habe. Laut Carroll seien die Experimente mit Zecken auf Plum Island noch bis in die Zeit des Borreliose-Ausbruchs von 1975 fortgesetzt worden.
Andere Autoren erheben ähnliche Behauptungen. In ihrem 2008 erschienenen Buch »Die Nazi-Hydra in Amerika: Unterdrückte Geschichte eines Jahrhunderts« beschreiben Glen Yeadon und John Hawkins wie Traub während des Zweiten Weltkriegs als Laborchef auf der kleinen Ostseeinsel Riems an den geheimen Biowaffen-Versuchen der Nazis gearbeitet hat. Dabei war Traub direkt Heinrich Himmler unterstellt, dem gefürchteten SS-Führer. In Traubs Forschungsbereich gehörte anscheinend die Frage der Beschickung von Waffen mit dem Virus der Maul-und-Klauen-Seuche, um die Erreger mittels Luftwaffen-Bombern auf das Nutzvieh und auf Rentiere in der Sowjetunion zu übertragen.
Nach dem Krieg habe Traub offenbar im Rahmen der Operation Paperclip um Beschäftigung ersucht. Unter diesem Geheimdienstprogramm ‚Büroklammer’ gelang führenden Nazi-Wissenschaftlern dank ihrer Tätigkeit die Aufnahme in die USA. Wie Yeadon und Hawkins behaupten, habe Traub anschließend auf Plum Island weitergearbeitet, nämlich zwischen 1949 und 1953. Und auch später sei er aktiver Mitarbeiter der Einrichtung geblieben. Traub sei sogar Gründungsmitglied des Biowaffen-Programms auf Plum Island gewesen, schreiben Yeadon und Hawkins, und sie führen Dokumente an, die zeigen, dass er mit mehr als 40 tödlichen Viren an großen Versuchstieren experimentiert hat.
Ist es möglich, dass die Borreliose-Epidemie nach 1975 eigentlich durch streng geheime Experimente im Auftrag der US-Regierung zustande kam? Basierend auf den geschichtlichen Tatsachen kann eine solche Möglichkeit offensichtlich nicht ausgeschlossen werden. Wie ich in einem früheren Artikel (‚Medizinische Zwangsversuche und Militärexperimente mit giftigen Substanzen: ein Jahrhundert von Verbrechen’) zum Ausdruck gebracht habe, sollte sich niemand dem Irrglauben hingeben, derartige Versuche hätten aufgehört, nachdem der Zweite Weltkrieg und die Zeit der Nazi-Ärzte und ihren Verflechtungen mit dem IG Farben Kartell vorüber war. Es gibt leider genügend Beweise für das Gegenteil. Im Laufe des letzten Jahrhunderts waren solche Misshandlungen sogar weit häufiger als die meisten Leute wahr haben wollen. Zudem wissen wir bereits ganz sicher, dass derartige Testreihen seitens der US-Regierung in eben jener Zeit des Borreliose-Ausbruchs von 1975 durchgeführt wurden.
Eines der menschenverachtendsten Experimente, das in den USA ans Licht kam, fand zwischen 1932 und 1972 statt. Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes verlockten rund 400 mittellose Afroamerikaner, die an Syphilis erkrankt waren, zur Teilnahme an einer Studie, deren eigentliches Ziel den Männern vorenthalten wurde: die Beobachtung des Verlaufs dieser Krankheit, wenn deren Behandlung ausbleibt. Über die gesamten 40 Jahre des Studienzeitraums hinweg wurde den Probanden wohlweislich verschwiegen, dass sie an Syphilis litten und sie keinerlei Behandlung dagegen bekamen. Der als Tuskegee-Syphilis-Studie bekannte Menschenversuch nahm nicht nur den Tod vieler Teilnehmer wissentlich in Kauf, sondern auch dass 40 Ehefrauen angesteckt wurden und 19 Kinder mit angeborener Syphilis zur Welt kamen. Im Mai 1997, als sich Präsident Bill Clinton schließlich für die Tuskegee-Vorgänge entschuldigte, hatten nur noch sieben Patienten überlebt, um davon Zeugnis zu geben.
Die Zahl der gemeldeten Borreliose-Fälle hat sich in den USA seit den späten 1990ern verdreifacht. Immer mehr Patienten kritisieren die in starren Gleisen festgefahrene Schulmedizin für ihr Versagen, die richtigen Antworten zu liefern. Aber angesichts der glaubhaften Hinweise auf die Beziehungen zwischen der Ausbreitung der Lyme-Borreliose nach 1975 und der Erprobung von Mitteln zur biologischen Kriegsführung, haben sowohl Patienten als auch Mediziner Anlass genug, sich die berühmte Aussage des Philosophen George Santayana ins Gedächtnis zu rufen: „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ Sei es in der Medizin oder in anderen Bereichen, nur indem wir diesen Grundsatz beherzigen und unsere Lehren aus der Geschichte ziehen, können wir eine bessere Zukunft gestalten.