Italien ist im Begriff, das erste Land der Welt zu werden, das synthetische Nahrungsmittel verbietet. Ein Gesetzentwurf, der die Herstellung, den Import und die Vermarktung von im Labor erzeugten Nahrungsmitteln verbietet, wird derzeit in der Abgeordnetenkammer des italienischen Parlaments erörtert. Wie der italienische Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida kürzlich auf einer Veranstaltung in Kilkenny, Irland, bekannt gab, beruht der Schritt auf dem Vorsorgeprinzip und soll qualitativ hochwertige Lebensmittel für alle und nicht nur für eine kleine Elite sicherstellen. Während Fleisch aus dem Labor als umweltfreundlich angepriesen wird, deuten neuere Untersuchungen darauf hin, dass dessen CO2-Fußabdruck wahrscheinlich um Größenordnungen höher ist als der von herkömmlichem Fleisch.
Der italienische Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida erklärte, die italienische Regierung wolle ein Beispiel dafür geben, wie synthetische Nahrungsmittel reguliert werden können. Er bestehe darauf, dass alle Menschen in der Lage sein sollten, sich gut zu ernähren und dass hochwertige Lebensmittel nicht nur für die reiche Elite produziert werden dürfen. Er bezeichnete Fleisch aus dem Labor als »Selbstmord« für ein Land wie Italien und erklärte, dass die italienische Regierung sich dafür einsetze, dass die Lebensmittel ihres Landes in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen würden.
Lollobrigida ist der Ansicht, dass die Zulassung von im Labor hergestellten Nahrungsmitteln letztlich zum Verschwinden von Feldern und landwirtschaftlichen Betrieben führen könnte und dass dies eine Umweltkatastrophe zur Folge hätte. Die Herstellung von Nahrungsmitteln in Bioreaktoren hätte nicht nur negative Auswirkungen auf die Umwelt, sondern stelle auch ein Risiko für die menschliche Gesundheit dar.
Ein größerer ökologischer Fußabdruck als normales Rindfleisch
Zwar wird synthetisches Fleisch als umweltfreundlich angepriesen, weil man davon ausgeht, dass für seine Herstellung weniger Land, Wasser und Treibhausgase benötigt werden als für die Aufzucht von Rindern, aber neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass dessen Kohlenstoff-Fußabdruck wahrscheinlich um Größenordnungen höher ausfällt als der von herkömmlichem Rindfleisch. In einer Studie der Universität von Kalifornien (Davis) fanden Forscher heraus, dass die Herstellung von im Labor gezüchtetem Fleisch auf der Grundlage aktueller und zukünftiger Produktionsmethoden äußerst energieintensiv wäre und ein Treibhauspotential mitbrächte, das bis zu 25-mal höher wäre als das von handelsüblichem Rindfleisch.
Im Lichte dieser Erkenntnis erscheint es wie Ironie, dass Bill Gates als einer der größten Befürworter von Laborfleisch auftritt. Gates, der häufig vor den Risiken des Klimawandels warnt, sprach sich dafür aus, dass die reichen Länder vollständig auf synthetisches Rindfleisch umsteigen sollten. Zyniker könnten zur Ansicht gelangen, es gehe Gates mit seiner Unterstützung solcher Erzeugnisse weniger um jene (vermeintliche) Abwehr von Gefahren unter dem Eindruck einer globalen Erwärmung als vielmehr um die Absicherung von Profiten mittels Patenten. So gesehen wirft Gates’ neuer Status als Amerikas größter privater Besitzer von Ackerland alle möglichen Fragen auf.
Bisher haben nur die Vereinigten Staaten und Singapur Kunstfleisch für den menschlichen Verzehr zugelassen. Wie Beobachter jedoch festgestellt haben, könnten die Gesetze der Europäischen Union über den ungehinderten Austausch von Waren und Dienstleistungen Italien prinzipiell daran hindern, ein nationales Verbot für diese Produkte durchzusetzen, sollte deren Zulassung in der Europäischen Union erfolgen.
Inspiriert von der Mittelmeerdiät
Mehrere italienische Minister haben die berühmte mediterrane Ernährungsweise ihres Landes als Inspiration für den neuen Gesetzentwurf angeführt. Diese nicht nur in Italien verbreitete, traditionelle Ernährungsform ist die wohl am besten untersuchte der letzten siebzig Jahre. Zu den wichtigsten Bestandteilen, auf denen sie seit jeher basiert, gehören ein erheblicher Anteil Obst und Gemüse, neben Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen, Olivenöl, Joghurt, mäßig viel Käse, maximal vier Eier pro Woche sowie geringe Mengen an Fleisch, Fisch und Wein. Etliche Studien haben die mediterrane Ernährung mit einer besseren Gesundheit und einer höheren Lebenserwartung sowie mit der Vorbeugung von Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Alzheimer und anderen chronischen Krankheiten in Verbindung gebracht.
Im Oktober 2014 hielt Dr. Matthias Rath in Süditalien, in der historischen Stadt Barletta, eine Grundsatzrede. Darin markierte er die Eckpfeiler eines neuen, präventiven Gesundheitskonzepts. Indem er darlegte, dass Mikronährstoffmangel als Hauptursache für chronische Krankheiten nachgewiesen ist, betonte er die gesundheitliche Bedeutung unserer täglichen Ernährung. Sie stellt die Quelle dar für die große Mehrheit jener Nährstoffe, die wir unser Leben lang benötigen. Enthalten sind diese vor allem in Obst, Gemüse und anderen Pflanzen, die wir in unseren Gärten und auf unseren Bauernhöfen anbauen. Dieses Verständnis, so erläuterte er, ebnet den Weg für eine natürliche Kontrolle der heute am häufigsten auftretenden Krankheiten.
Die wissenschaftliche Forschung bestätigt zunehmend die gesundheitlichen Vorteile von natürlich erzeugten Bio-Lebensmitteln. Gleichzeitig werden die lebensverkürzenden Auswirkungen von ultra-verarbeiteten Nahrungsmitteln immer deutlicher. Im Labor gezüchtetes Fleisch und andere extrem verarbeiteten Nahrungsmittel sind in erster Linie dazu bestimmt, ihren milliardenschweren Geldgebern zu nützen. Da es also immer offensichtlicher wird, dass die gegenwärtige multinationale Nahrungsmittelindustrie als Teil des ›Geschäfts mit der Krankheit‹ anzusehen ist, erfolgt der Konsum dieser gefährlichen neuen künstlichen Nahrungsmittel auf eigene Gefahr für die Menschheit.